Natascha, 40 Jahre alt, Autorin, interviewt in einem Kiewer Café einen Soldaten, der im Donbas gegen Separatisten kämpft, und ihr anbietet, sie mit an die Front zu nehmen. Sie entscheidet sich, auf dieses Angebot einzugehen. Schon am Beginn der Fahrt muss sie sich eingestehen, dass sie sich in diesen fremden Kämpfer verliebt hat. Und je weiter sich die beiden von Kiew entfernen, je länger er von seinen Erlebnissen im Kampf um den Flughafen von Donezk erzählt, desto mehr taucht sie ein in eine Männerwelt, in der nur noch rudimentäre Spuren von Zivilisation zu finden sind. Ihre Recherchereise ist Albtraum und Liebesgeschichte zugleich und sie weiß, dass beides enden wird, wenn sie das Kriegsgebiet wieder verlässt.
Natalia Vorozhbyts Szenenfolge »Zerstörte Straßen« beschreibt in eindrucksvollen Bildern, wie der Krieg die Zivilgesellschaft aushöhlt, welche Auswirkungen die permanente Anwesenheit von Bedrohung und Gewalt, der tägliche Kampf ums Überleben auf das Zusammenleben hat. Wenn sich der dünne Firnis der Zivilisation auflöst, brechen schnell archaische, längst überwunden geglaubte Rollenbilder zwischen den Geschlechtern wieder hervor. Es dauert nicht lange, bis der Krieg auch in den intimsten Bereichen des Lebens Verwüstungen hinterlässt.
Zerstörte Straßen
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