Wer Sorgen hat, hat auch Likör, heißt es. Der italienische, marzipansüße Turbolader, den Jens auf seiner Hochzeit an die schwächelnden Gäste verteilt, nützt aber nur bedingt, wenn es gilt, existenzielle Nöte zu vergessen. Sein von Minderwertigkeitsgefühlen gebeutelter Bruder Olaf sucht sein Heil in der Flucht vor dem Feiergetriebe im Nebenzimmer des angemieteten Ballsaals. Dort stellt ihn der Bräutigam, und es entspinnt sich ein groteskes Streitgespräch, bei dem alles auf den Tisch kommt: große und kleine Lebenslügen, das Verhältnis zur Mama, Fettleibigkeit, Berufswahl, Frauen und Ehefrauen. Und natürlich kommt irgendwann das zur Sprache, was die Welt bewegt und im Innersten zusammenhält: das liebe Geld.
Stefan Dehler und Christoph Huber zeigen in ihrer "Echtzeitkomödie" zwei erschreckend schwache, oft aber auch liebenswürdige Idioten als Paradebeispiele banaler wie hochfliegender menschlicher Sehnsüchte - und das ganz ohne jede genretypische Stilisierung, sondern wie aus dem wahren Leben gegriffen. Eine Sternstunde des komischen Realismus. Und: Ein voyeuristisches Vergnügen der Extraklasse.
Kommentare