In einem abgelegenen Dorf in Ost-Tibet lebt Deshar, eine selbstbewusste junge Frau, die sich für ein Leben als buddhistische Nonne entschieden hat. Zu ihrem Vater Tsering, dem ehemaligen
Widerstandskämpfer, hat sie ein distanziertes Verhältnis und macht ihn für den Tod ihrer Mutter verantwortlich. Als sich die Nonnen gegen angeordnete Umerziehungsmaßnahmen wehren, wird das Kloster auf Anordnung des chinesischen Polizeioffiziers Deng geschlossen. Deshar verliert ihr letztes Stückchen Freiheit. Das Gefühl von Machtlosigkeit angesichts permanenter Unterdrückung bringt sie zu dem Entschluss, sich selbst anzuzünden. Dieser Akt äußerster Hoffnungslosigkeit ist die reinste Form des gewaltfreien Widerstands. Deshar reagiert auf die andauernden Gräueltaten mit Gewalt gegen sich selbst. Sie überlebt den Protest, ist jedoch schwer verletzt.
Deng: »Warum hast Du Dich selbst verbrannt?«
Deshar: »Um einen Weg zu finden, meiner Stimme Gehör zu verschaffen, ohne ein anderes fühlendes Wesen zu verletzen.«
Deshars Akt der Auflehnung hallt im ganzen Land nach und zieht eine neue Form des Freiheitskampfes nach sich. Mit lebensverändernden Folgen für Deshar selbst, Deng und ihre Familien. Deng, der in Lhasa für die Zukunft der KPCh arbeitet, wird von seinen Vorgesetzten aufgefordert, Deshar zu verhören. Unter Druck soll die junge Frau gestehen, dass sie nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hat. Sie soll zugeben, dass der Auftrag, sich selbst zu verbrennen, vom Dalai Lama aus dem indischen Exil gekommen sei. Als der Offizier erfährt, dass die Schule seiner Tochter von einem Mob angegriffen wurde und sein Kind seitdem verschwunden ist, lässt er Deshars Vater verhaften, um den Druck auf die Nonne zu erhöhen.
»Pah-Lak« erzählt eindringlich von der ausweglosen Situation der Tibeter*innen in ihrem Heimatland. Die Zuschauer*innen begleiten Deshar in ihrer Entwicklung von einer unbeherrschten, jungen Nonne, bis hin zu einer selbstlosen Verfechterin der Gewaltlosigkeit.
Es geht um ihre Kämpfe, ihre Fragen und Zweifel gegenüber ihrer unterdrückten Identität und dem dahinterstehenden System.
Das Stück handelt außerdem von Deng, dem parteitreuen chinesischen Polizisten, der in Tibet stationiert ist. Es veranschaulicht, seinen persönlichen Kampf zwischen der Position als folgsamer Beamter und der des sorgenvollen Vaters.
»Pah-Lak« bedeutet ›Vater‹ auf Tibetisch. Bei dem Stück handelt es sich um eine fiktive Geschichte, die auf intensiven Recherchen des Autors und renommierten indischen Dramatikers Abhishek Majumdar basiert. Majumdar bereiste zwischen 2013 und 2019 Tibet, dort interviewte er Tibeter*innen und Chines*innen aus Lhasa, Shigatse, der Region Kham und Peking. Im Rahmen seiner Recherche traf er sich zudem mit dem 14. Dalai Lama in Dharamsala und stellte ihm das Projekt vor.
© Laura Wiegand
Pah-Lak
Europatournee »Ich habe nur geleuchtet. Ich habe nicht gebrannt.«
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