Am 20. November 2022 um 14 Uhr findet im Familienzentrum Rosdorf, Anne Frank Weg 2, eine öffentliche Veranstaltung des Alexander-Selchow-Gedenkprojekts statt. In diesem Rahmen wird ein dauerhafter Erinnerungsweg durch Rosdorf eingeweiht. Zudem werden die Unterschriftenlisten für die Rosdorfer Erklärung übergeben.
Im Juli und August führten Abiturient*innen aus der Region in Rosdorf Gespräche mit Zeitzeug*innen. Diese erinnern sich in den Interviews an die Zeit vor über 30 Jahren. Damals gab es in Rosdorf viele Übergriffe von rechtsextremen Skinheads. Einen traurigen Höhepunkt fanden die Ereignisse im Tod von Alexander Selchow. Der 21 Jahre alte Rosdorfer wurde in der Silvesternacht 1990/91 von Skinheads auf offener Straße erstochen. Die Gespräche wurden professionell gefilmt und geschnitten, ebenfalls von einem Jugendlichen. Es entstanden 10 Filme mit 4 bis 20 Minuten Länge. Die Interviews sind Teil des Erinnerungswegs durch Rosdorf und per QR-Code an 10 Orten mit dem Handy abrufbar.
Zum Hintergrund:
Im vergangenen Jahr entschied der Rat der Gemeinde Rosdorf, getragen von allen Fraktionen und Gruppen, an einen Mord zu erinnern, der mehr als 30 Jahre zurückliegt. Seither berät eine Arbeitsgruppe, wie dem Anschlag angemessen gedacht werden kann. Für alle Beteiligten war klar: Ein Gedenkstein oder eine Straßenbenennung reichen nicht, um das Gedenken an Alexander Selchow dauerhaft wach zu halten.
Ca. 50 Rosdorfer*innen beteiligten sich im April 22 an einer gut besuchten Auftaktveranstaltung. Insgesamt meldeten sich 17 Zeitzeug*innen, die bereit waren, ihre Erinnerungen an Selchow, die Zeit des Mordes und das Leben damals in Rosdorf zu teilen. Auf der Veranstaltung wurden auch Orte gesammelt, an denen in Rosdorf an den Tod von Selchow erinnert werden soll.
In der Neujahrsnacht 1990/91 wurde der 21 Jahre alte Rosdorfer Alexander Selchow auf dem Nachhauseweg von zwei rechtsextremen Tätern durch Messerstiche so schwer verletzt, dass er verstarb. Grund des Angriffs war die antifaschistische Haltung des Getöteten. Die damaligen Täter kamen aus Netzwerken von Neonazis, die noch heute aktiv und maßgeblich für zahlreiche Gewalttaten im Landkreis Göttingen verantwortlich sind. So ist der damals zur gleichen Neonazi-Gruppe wie die Täter gehörende Torsten Heise heute einer der führenden Naziaktivisten in Deutschland und laut Verfassungsschutzbericht dem rechtsterroristischen Spektrum zuzuordnen.
Die erschütternde Zahl von fast 200 durch Rechtsextremist*innen getöteten Menschen seit 1990 in Deutschland zeigt, wie wichtig es ist, klare Signale der Ablehnung von rassistischem und nazistischem Gedankengut in die Gesellschaft zu senden.
Kommentare