Die vier antiken Kardinaltugenden Fortitudo (Tapferkeit), Justitia (Gerechtigkeit), Temperantia (Mäßigung) und Prudentia (Klugheit) treffen sich seit über 2000 Jahren regelmäßig zur Bestandsaufnahme gesellschaftlichen Verhaltens. Und tatsächlich fällt in diesem Jahr die Bilanz positiv aus. Es scheint so, als hätte ein grundlegendes Umdenken stattgefunden. Statt Hochmut, Habgier und Wollust stehen nach Jahrtausenden plötzlich Empathie, Nachhaltigkeit und solidarisches Miteinander ganz hoch im Kurs. »Sünden sind out, Tugenden sind in!« Eigentlich sollten nun alle glücklich und zufrieden sein, doch bei genauerer Betrachtung hat jede Tugend auch negative Entwicklungen zu verzeichnen. Skepsis macht sich breit. Fortitudos Rat an die Menschen wäre: »Weniger posten, mehr fighten. Weniger Bekenntnis, mehr Tat.« Und was, wenn nun doch die Psychomachia kommt, das prophezeite letzte Gefecht zwischen Tugenden und Lastern – hätte man nicht vorher am Trainingslager teilnehmen müssen, um den Kampf tatsächlich zu gewinnen? Rebekka Kricheldorf bedient sich der jahrtausende-alten Mythen von Tugenden und Sünden und hinterfragt auf grotesk-satirische Weise den allgemeinen Trend zum Gutmenschentum. Alles nur Show oder lang ersehnte Erkenntnis? Diese Frage bringt selbst die Tugenden in existentielle Erklärungsnöte.
Die Guten
Seid nicht solche Korinthenkacker! Wenn jetzt die Psychomachia kommt und wir sind nicht vorbereitet und nur die Laster sind top trainiert, dann sind wir aber am Arsch.
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