„Die Eßlust frisch zu erhalten“ – Menükomposition und Tafelkultur um 1900

Vortrag von Prof. Dr. Josef Matzerath im Rahmen der Sonderausstellung „Scherben zum Glück“

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Am 3. November 1913, vier Tage bevor er 26 Jahre alt wurde, zog Ernst August Herzog von Braunschweig und Lüneburg als regierender Monarch in Braunschweig ein. Seine Gemahlin, Herzogin Victoria Luise, war die Tochter Kaiser Wilhelms II. Das Paar gab am Abend ein Diner im Residenzschloss.

Festessen waren am Ende des Kaiserreichs ein komplexes Gesamtkunstwerk. Schon die Produkte wurden nach Jahreszeit und Aussehen gewählt. Alle industriell gefertigten Nahrungs- und Genussmittel gehörten nicht auf die feine Tafel. Die Küche richtete Teller an, deren Gerichte die zentrale Zutat in den Mittelpunkt stellte. Beilagen boten für den Hauptbestandteil eines Tellers einen aromatischen Kontext. Selbst der Wein wurde mit den jeweiligen Gerichten harmonisiert. Darüber hinaus beachteten die Chefs bei den Speisefolgen einen europaweit geschätzten Spannungsbogen, der mit einer Vielzahl von Gerichten kalkulierte. Von den würzigen hors-d'œuvres, über den Braten (rôt) als Höhepunkt bis zu den süßen Desserts sollte Speisen ein Genuss sein. An der Tafel verkostete man ein solches Menü von feinen Porzellanen mit ausgesuchtem Besteck und selbstverständlich in festlicher Kleidung. Das Ambiente eines Raums bildete den feierlichen Rahmen für ein Diner.

Der Vortrag wird die Komposition eines kulinarischen Gesamtkunstwerks um 1900 vorstellen.

Dauer
1 Stunde 30 Minuten

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