Der Freitag im Theater - Jazzfestival Göttingen

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Am Freitag unter anderem mit:

MATT CARMICHAEL

Der Tenorsaxophonist Matt Carmichael ist 25 Jahre jung, stammt aus Schottland, lebt in Glasgow und spielt eine so innige wie intensive Musik, in der ein Gefühl von der Landschaft und Seele seiner Heimat durchscheint. „Marram“, das jüngstes Album des Quintetts, wurde nach dem sich wiegenden Gras an der schottischen Küste benannt. Diese fesselnde Mischung aus lyrischem Jazz und be- schwingten Folk-Melodien erhält einen besonderen Klangcharakter durch das Fiddle-Spiel von Charlie Stewart. Alle Bandmitglieder kennen sich, seit sie als Teenager im National Youth Jazz Orchestra of Scotland spielten.

Noch bevor er sein Jazzstudium am Royal Conservatoire of Scotland in Glasgow abgeschlossen hatte, erhielt Matt Carmichael als erster Studierender alle drei Preise (Improvisation, Komposition und Arrangements), die am Ende eines akademischen Jahres verliehen werden. Während Carmichael in Schottland längst als Rising Star gilt, wird seine Musik auch in Deutschland zunehmend beachtet. „Was sofort auffällt, ist die gelassene Schönheit, mit der seine Stücke daherkommen. Oder auch: die schöne Gelassenheit“, befand BR-Klassik. Und Matt Carmichael war bereits eingeladen, mit der WDR Bigband aufzutreten, kein Geringerer als Bob Mintzer arrangierte dazu Kompositionen von Matt und stand am Dirigentenpult. „Music from the Speyside of Jazz“, wie das Motto damals lautete.

ANKE HELFRICH TRIO

Mit ihrem klangsinnlichen, farbenreich groovenden Stil ist die Pianistin Anke Helfrich eine konstante Kraft und höchst individuelle Stimme in der deutschen wie internationalen Jazzszene. Ihre aktuelle Musik (Album „We’ll Rise“, Enja 2023) ist inspirierenden Frauen – von der Künstlerin Frida Kahlo über die Chemikerin Rosalind Franklin bis zur Bürgerrechtsaktivistin Maya Angelou – gewidmet, die sich mutig und entschlossen über Konventionen hinweggesetzt und damit den Weg für andere geebnet haben.

„Bei meiner Recherche für eine Radiosendung über Jazz- pianistinnen des frühen 20. Jahrhunderts“, schrieb Anke Helfrich dazu, „fiel mir auf, wie viele talentierte Frauen von der Geschichte übersehen worden waren. Diese Erkenntnis inspirierte mich dazu, meine Suche über die Musik hinaus auszuweiten und weitere Pionierinnen aus verschiedenen Bereichen zu entdecken. Ihre Geschichten und ihr Vermächtnis sind ein Beweis für Widerstandsfähigkeit, Entschlossenheit, Mut und Talent und geben den künftigen Generationen Kraft und Zuversicht.“

Weibliche Role Models bietet der Jazz übrigens mehr als man denken mag. Die US-Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington hat in „New Standards: 101 Lead Sheets By Women Composers“ Notenmaterial zahlreicher Jazzerinnen von Geri Allen über Mary Halvorson bis Cassandra Wilson versammelt. Warum das hier erwähnt wird? Anke Helfrich ist darin mit einer Komposition vertreten – als einzige Deutsche.

SUN RA ARKESTRA

Seit über sechzig Jahren erkundet das Sun Ra Arkestra getreu seinem Motto „Space is the Place“ als pulsieren- der Superorganismus immer neue Klangsphären und transportiert darin seine Botschaft von kosmischer Harmonie. Dieser unbeirrbare Geist und Freiheitsdrang, die überbordende Spielfreude und Innovationskraft sind unwiderstehlich ansteckend. Die Geschichte von Sun Ra reicht zurück bis in die vierziger Jahre. Später schuf er sich seine eigene Biografie, ersetzte Historie durch Mythos, stammte nunmehr vom Planeten Saturn und kehr- te 1993 für immer dorthin zurück.

Mit seinem Cosmic Jazz ging Sun Ra seinen ganz eigenen Weg durchs Universum des freien Spiels. 2017 war das Arkestra schon einmal beim Göttinger Jazzfestival zu Gast, damals unter der Leitung des Saxophonisten Marshall Allen. Der wurde in diesem Jahr 100 Jahre alt und ist noch immer das Mastermind, er reist nur nicht mehr. Außerhalb Philadelphias führt Knoel Scott die Mission dieser Band fort. Von den Wurzeln des Jazz bis in die Triebspitzen der Avantgarde reicht ihr Repertoire. Ihre Auftritte gipfeln in Kollektivimprovisationen von höchster Konzentration. Und in seinen fantasievoll-futuristischen Bühnenoutfits ist das Arkestra auch noch schön anzuschauen.

...und vielen weiteren regionalen Bands!

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