Am Freitag unter anderem mit:
POTSA LOTSA XL
Was ist Jazz, und was kann Jazz sein? Die erste Frage muss nicht notgedrungen mit der zweiten verknüpft sein, aber die Berliner Saxofonistin Silke Eberhard be- antwortet mit ihrer extragroßen Band Potsa Lotsa XL – Träger des Deutschen Jazzpreises 2023 – beide Fragen auf einmal. Ihre Antworten sind komplex, dennoch ge- hen sie ohne Umwege ins Ohr und bleiben im Kopf haften. Die Namen der daran Beteiligten lesen sich wie ein
„Who ’s Who“ der kreativen Jazzszene Berlins. Diese Musikerpersönlichkeiten zeichnen sich durch eine mar- kante Signatur aus und behaupten diese auch dann in selbstbewusster Zurückhaltung, wenn sie sich in einen größeren Kontext einordnen.
Silke Eberhard ist eine feinsinnige Mittlerin zwischen verschiedenen Aggregatzuständen aus Vergangenheit und Gegenwart wie auch den Intentionen und Obsessionen von zehn Individualisten, die sie zielgerichtet in ihren Kompositionen vereint. Sie stellt Spielfreude über Intellekt sowie Demut und Respekt vor dem Material über virtuosen Exhibitionismus. Die Stärke ihrer Musik beruht auf ihrer Unvoreingenommenheit. Sie bleibt mit den zwanzig Beinen der beteiligten Musikerinnen und Musi- ker auf dem Boden des Alltags. Und mit dieser Haltung und deren konsequenter Ausfüllung mit Klangleben beantwortet sie nicht nur die Frage, was Jazz momentan ist, sondern auch die, was er darüber hinaus noch sein kann.
MAKIKO HIRABAYASHI TRIO
Makiko Hirabayashi wurde in Tokio geboren, sie verbrachte prägende Jahre in Hongkong und Boston, seit 1990 lebt die Pianistin in Kopenhagen. Ihr multikultureller Hin- tergrund und ihre musikalische Vielfalt spiegeln sich in ihrem Spiel. Elemente aus Jazz, Klassik, fernöstlicher Musik und nordischen Stimmungen verschmelzen zu einem fesselnden Klang. Seit 2001 spielt sie im Trio mit dem profilierten Bassisten Klavs Hovman und der kongenialen Schlagwerkerin Marilyn Mazur, bekannt durch ihre Zusammenarbeit mit Jazzgrößen wie Miles Davis und Jan Garbarek. Gemeinsam begeistern sie mit Finesse, Klangschönheit und einer außergewöhnlichen Natürlichkeit des musikalischen Ausdrucks.
Die Pianistin, die Schlagwerkerin und der Bassist eint das untrügliche Gespür für atmosphärische Kontraste mit harmonischem Grundton. Während einer Konzertreise nach Athen hörte Makiko Hirabayashi von der Kloster- anlage in Meteora und war von der Symbolkraft dieses Ortes sofort gefangen: die isolierten Einheiten, die doch in einem größeren Zusammenhang stehen; das fragil Schwebende bei gleichzeitiger Bodenhaftung. Dies könnte auch eine Beschreibung ihrer Musik sein, und so heißt denn das jüngst erschienene, fünfte Album ihres Trios „Meteora“ (Enja). „Mal muten ihre Stücke raffi- niert exotisch an“, schrieb „Jazzthetik“, „mal schwe- bend meditativ, mal auch funky oder bluesig. Dann wieder kitzelt Makiko das Ohr mit kleinen Atonalitäten oder lustiger Anarchie.“
PETER SOMUAH GROUP
Ghana gilt seit vielen Jahrhunderten als Land der Geschichtenerzähler. Peter Somuah praktiziert das Sto- rytelling mit seinem Instrument: Zwischen dem Highlife und Afrobeat seiner Heimat, seinem Idol Miles Davis und der kosmopolitischen Musiksprache seines neuen Zuhau- ses Holland begibt sich der Trompeter auf eine faszi- nierende Suche nach Identität. Dabei entstand sein „Letter to the Universe“, sein erstes Album beim Label ACT.
Als Somuah mit seiner Band im Juli 2022 beim North Sea Jazz Festival umjubelt von der Bühne geht, ist dem Publikum klar: Hier ist ein außergewöhnlicher neuer Künstler am Start. Es ist sein erster großer Festival-Auftritt, bislang hatte er nur in Clubs gespielt. In Ghana hört sich Somuah durch alle Phasen im Werk von Miles Davis, studiert auch das Spiel von Freddy Hubbard und Roy Hargrove. Nach mehreren Jahren in einer Band, die durch Frankreich, Belgien und Spanien tourt, folgt er seiner Partnerin in die Niederlande. An der Codarts Arts School Rotterdam nimmt seine Vision einer kosmopolitischen Jazzsprache Gestalt an.
Peter Somuah auf seiner Suche zu begleiten, ist ein Erlebnis. Der junge Ghanaer fügt mit seinem niederländi- schen Sextett dem Jazz des 21. Jahrhunderts ungehörte Geschichten hinzu. „Und so erweist sich der Trompeter“, wie im Magazin „Rondo“ zu lesen war, „als würdiger Nachfolger von Fela Kuti, Tony Allen oder Manu Dibango in der Ver- mittlerrolle zwischen Ursprung und Zukunft der Jazz-DNS.“
...und weitere regionale Bands!
46. Göttinger Jazzfestival - Der Freitag im Theater
mit Potsa Lotsa XL, Makiko Hirabayashi Trio, Peter Somuah Group u.v.m.
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