Leonhard Wilhelm hat den diesjährigen Nachwuchsförderpreis gewonnen. Im Rahmen der stimmungsvollen Verleihung nahm er den Preis aus den Händen der Fördervereinsvorsitzenden Jan Thomas Ockershausen und Werner Tönsmann entgegen. Zuvor hatte Tina Fibiger ihn in einer Laudatio gewürdigt.
Einen »Spurensucher« nennt Fibiger den Mittzwanziger, der wisse »dass seine Figuren keine Ruhe geben werden und manchmal vielleicht nur für Momente erfahrbar und berührbar werden.« Aber das seien eben auch die Momente, denen wir uns als Zuschauer*innen anvertrauen könnten. In sechs Produktionen war bzw. ist Wilhelm in dieser Spielzeit mit von der Partie; besonders hervor hebt Fibiger seine Darbietung in »zwei herren von real madrid«, die ob ihres großen Erfolges in der nächsten Spielzeit wiederkehren. Fibiger lädt folgerichtig alle Anwesenden dazu ein, sich selbst verzaubern zu lassen, »wie hier ein Schauspieler seine Figur umarmt, ihr manchmal liebevoll zublinzelt und gern auch mit einem schelmischen Augenzwinkern und sich dabei auch in seiner Verletzlichkeit preisgibt.«
Passend dazu: der musikalische Rahmen, den Tara Helena Weiß setzt, Schauspielkollegin sowie Nachwuchsförderpreisträgerin des Vorjahres, unterstützt am Stage-Piano von Michael Frei, dem Musikalischen Leiter des Hauses. Gerhard Gundermanns »Ich mache meinen Frieden« erklingt zu Beginn der Veranstaltung, »Schritt für Schritt ins Paradies« von Ton Steine Scherben an deren Ende: zwei behutsame, utopische Plädoyers von sonst vergleichsweise kritischen Rockmusikern.
Diese Steilvorlage nimmt Florian Eppinger locker auf und verwandelt sie in drei Gedichten, u.a. Paul Flemings »An sich« (1641): »Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren; / nimm dein Verhängnis an. Lass alles unbereut. / Tu, was getan muss sein, und eh man dir's gebeut. / Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren. « Man kann sich gut vorstellen, dass Leonard Wilhelm exakt so in seine Rollen findet: Indem er alles in ihnen auslotet, das Trennende und das Verbindende, begegnet er ihnen letzten Endes bestenfalls mit Sympathie, schlimmstenfalls mit Nachsicht – und kann sie auf der Bühne so wahrhaftig verkörpern.
Kulinarisches gibt es von Judith Strößenreuter und Moritz Schulze, ebenfalls Mitglieder des Ensembles: Strößenreuter hat ihrem Kollegen einen »Selterskuchen« gebacken, Schulze lädt sich gleich selbst bei Leonard Wilhelm zum Essen ein, hat dafür eine ganze Einkaufstüte gepackt, deren Inhalt genauestens dem allerersten DT-Bühnensatz des gebürtigen Dresdners folgt. Der Höhepunkt des Vormittags bildet aber zweifellos ein herzlicher Zusammenschnitt von Videobotschaften seiner Kolleg*innen.
Wer Leonard Wilhelm noch in dieser Spielzeit erleben möchte, hat dazu bis zum 21.6. Gelegenheit: In der en-suite gespielten Sommerkomödie »Sein oder Nichtsein« gibt er den polnischen Fliegeroffizier Stanislaw Sobinsky.
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