Antonín Dvořáks Cellokonzert in h-Moll, Op. 104, gehört zu den bedeutendsten und beliebtesten Werken der Konzertliteratur für Violoncello. Es entstand in den Jahren 1894/1895 während Dvořáks Aufenthalt in den USA, wo er als Direktor des National Conservatory of Music in New York tätig war.
Den Solopart übernahm der Cellist Alexandre Castro-Balbi, Solo-Cellist des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar. Castro-Balbi spielte hoch emotional und mit großem Ausdruck. Dvořák hat dem Solopart immer wieder einzelne Instrumente aus dem Orchester – Flöte, Horn, Klarinette – als Dialogpartner gegenübergestellt. Dass das Cello aber im Zentrum bleibt, machte Castro-Balbi deutlich. Auch wenn er sich wenig zurücknahm, musste er nie gegen eine übermächtige Klangmasse im Orchester ankämpfen. Dafür sorgte auch Annalena Hösel, die das Orchester an den entscheidenden Stellen zurücknahm. Dennoch wäre hier und da ein wenig Zurückhaltung des Solisten angebracht gewesen, so zum Beispiel im eher kontemplativen Mittelteil des langsamen Satzes. Sein leidenschaftliches Spiel konnte jedoch das Publikum begeistern – am Ende nahm er in der Zugabe „seine“ Cello-Gruppe mit ins Spiel: es erklang das Abendlied von Josef Gabriel Rheinberger in einer instrumentalen Fassung.
Nach der Pause erklang die 1924 in Stockholm erstmals aufgeführte 7. Sinfonie C-Dur von Jean Sibelius. Der Komponist experimentierte während des Kompositionsprozesses mit verschiedenen Formen und Strukturen – mit ungewöhnlichen Ergebnissen. So ist diese Sinfonie in einem Satz durchkomponiert. Hier wird eine einzige, kontinuierliche musikalische Bewegung darstellt. Die Sinfonie beginnt mit einem langsamen Adagio, ausgehend in den tiefen Streichern. Diese Einleitung mündet in ein majestätisches Thema, dass in der Posaune immer wieder erklingt und dadurch dem Werk eine feste Struktur gibt.
Die AOV-Mitglieder haben den Duktus dieser Musik hervorragend aufgenommen. Unter Hösels Dirigat entwickelte sich die Sinfonie in Wellen, wobei lyrische Passagen und kraftvolle Höhepunkte abwechseln, bevor sie in einem monumentalen, leuchtenden C-Dur endet.
Der tosende Applaus kam nicht nur aus dem Publikum in der zweimal gut gefüllten Aula, sondern auch von den Orchestermitgliedern, die damit ihrer neuen Dirigentin dankten. Als Zugabe erklang noch die Polonaise aus der Oper »Eugen Onegin« von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky.
Ein Glückwunsch geht an Annalena Hösel zu diesem Einstand nach Maß in Göttingen. Herzlich willkommen!
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