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Das Museum Friedland lädt gemeinsam mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Göttingen und der Gesellschaft für bedrohte Völker zu einem Vortrag über das Schicksal der Königsberger Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg mit anschließendem Zeitzeuginnengespräch ein. Der Historiker Christopher Spatz gibt am 14. November um 18:30 Uhr in der St. Norbert Kirche in Friedland Einblicke in die Überlebensgeschichten von Königsberger Kindern. Anschließend teilen die Zeitzeuginnen Renate Bänisch und Ursula Dorn ihre persönlichen Lebensberichte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren viele Königsberger Kinder aufgrund der unmenschlichen Zustände, Verwüstungen und Hungersnot auf sich allein gestellt. Einige kamen in sowjetische Heime, andere flohen allein nach Litauen. Ihre Erfahrungen blieben lange Zeit unbeachtet und es folgte ein langwieriger Kampf um ideelle und politische Anerkennung.
Christopher Spatz beleuchtet in seinem Vortrag die Lebensgeschichten dieser Kinder. Im Anschluss teilen die Zeitzeuginnen Renate Bänisch (87) und Ursula Dorn (89) ihre individuellen Erlebnisse als Königsberger Überlebende. Diese Schicksale immer wieder ins Bewusstsein zu rücken und ihnen eine Bühne zu geben, ist entscheidend, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
Der Eintritt ist frei. Vor der Veranstaltung gibt es um 17 Uhr die Möglichkeit zur Teilnahme an einer kostenlosen Führung durch das Museum. Die Veranstaltung selbst findet in der St. Norbert Kirche am St. Norbert Platz 2 in Friedland statt.
Renate Bänisch (87) wurde in Königsberg geboren und floh Anfang 1945 nach Danzig. Nach dem Kriegsende und kehrte sie nach Königsberg zurück, musste nach dem Hungertod ihrer Tante und Schwester auf sich alleingestellt überleben und gelangte 1948 in die sowjetische Besatzungszone. Später wurde sie durch den DRK-Suchdienst über Friedland zu ihrem Vater nach Westdeutschland gebracht. 2018 erhielt sie die offizielle Anerkennung als Zwangsarbeiterin in der Sowjetunion.
Ursula Dorn (89), ebenfalls in Königsberg geboren, floh nach der Zerstörung ihrer Heimatstadt nach Litauen, um dem Hungertod zu entkommen. Dort überlebte sie als sogenanntes Wolfskind bettelnd. 1948 wurde sie in die sowjetische Besatzungszone gebracht und flüchtete nach einigen Jahren in die Bundesrepublik. Seit 1972 lebt sie in Niedersachsen und erzählt und schreibt über ihre Erlebnisse. Ihre beiden Bücher heißen: „Ich war ein Wolfskind aus Königsberg“ und „Das Wolfskind auf der Flucht“.
Christopher Spatz promovierte über die ostpreußischen Wolfskinder und begleitete die erfolgreiche Kampagne der Gesellschaft für bedrohte Völker zur Entschädigung der Wolfskinder durch die Bundesrepublik Deutschland. 2019 wurde ihm der Ostpreußische Kulturpreis verliehen. Sein Buch „Nur der Himmel blieb derselbe. Ostpreußens Hungerkinder erzählen vom Überleben" liegt seit Juni 2024 in der fünften Auflage vor.