In der Neujahrsnacht 1990/91 wurde der 21 Jahre alte Rosdorfer Alexander Selchow auf dem Nachhauseweg von zwei rechtsextremen Tätern durch Messerstiche so schwer verletzt, dass er verstarb. Grund des Angriffs war die antifaschistische Haltung des Getöteten. Die damaligen Täter kamen aus Netzwerken von Neonazis, die noch heute aktiv und maßgeblich für zahlreiche Gewalttaten im Landkreis Göttingen verantwortlich sind. So ist der damals zur gleichen Neonazi-Gruppe wie die Täter gehörende Torsten Heise heute einer der führenden Naziaktivisten in Deutschland und laut Verfassungsschutzbericht dem rechtsterroristischen Spektrum zuzuordnen.
Die erschütternde Zahl von fast 200 durch Rechtsextremist*innen getöteten Menschen seit 1990 in Deutschland zeigt, wie wichtig es ist, klare Signale der Ablehnung von rassistischem und nazistischem Gedankengut in die Gesellschaft zu senden.
Im Jahr 2021 entschied der Rat der Gemeinde Rosdorf, getragen von allen Fraktionen und Gruppen, an einen Mord zu erinnern, der mehr als 30 Jahre zurückliegt. Seither berät eine Arbeitsgruppe, wie dem Anschlag angemessen gedacht werden kann. Für alle Beteiligten war klar: Ein Gedenkstein oder eine Straßenbenennung reichen nicht, um das Gedenken an Alexander Selchow dauerhaft wach zu halten.
Ca. 50 Rosdorfer*innen beteiligten sich im April 2022 an einer gut besuchten Auftaktveranstaltung. Insgesamt meldeten sich 17 Zeitzeug*innen, die bereit waren, ihre Erinnerungen an Selchow, die Zeit des Mordes und das Leben damals in Rosdorf zu teilen. Auf der Veranstaltung wurden auch Orte gesammelt, an denen in Rosdorf an den Tod von Selchow erinnert werden soll.
Am 20. November 2022 um 14 Uhr findet im Familienzentrum Rosdorf, Anne Frank Weg 2, eine öffentliche Veranstaltung des Alexander-Selchow-Gedenkprojekts statt. In diesem Rahmen wird ein dauerhafter Erinnerungsweg durch Rosdorf eingeweiht. Zudem werden die Unterschriftenlisten für die Rosdorfer Erklärung übergeben.
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