Wer des Lebens müde ist, den holt im besten Fall der Tod. So geschieht es dem bühnenlahmen, zu keinem anarchischen Späßchen mehr aufgelegten Kasper. Der Sensenmann schickt den einstigen Helden spektakulärer Possen auf die vermeintlich letzte Reise. Zwischenhalte bei Gott und Teufel offenbaren dem vom Tod Gezeichneten aber, dass es weder Paradies noch Hölle für einen geben kann, der sowieso nie von dieser Welt war. Und so findet der Kasper sich samt seiner unseligen Truppe dort wieder, wo nach Theatergesetzen endgültig Schluss mit lustig ist und wo eine grausige Endzeitstimmung fröhliche Urstände feiert: im Bauch des Krokodils. Aber wie schon der Teufel prophezeit hat, kommt im Moment der größten Finsternis von irgendwo ein Lichtlein her. In diesem Fall: der letzte Funke Selbstachtung in Herz und Hirn des Kaspers - entzündet durch die Begegnung mit dem Geist seines lange toten Vaters Hanswurst. So also kommt es, dass weder er noch sein fröhlich-dusseliger Kompagnon Seppel, weder Großmutter noch Gretel, weder Zauberer noch Hexe, weder König noch Prinzessin, weder Räuber noch Polizist ganz und gar verzweifeln müssen, sondern einander dumm und dämlich quatschend einen Ausweg aus der Misere suchen, den - oh Wunder des Theaters! - einige tatsächlich auch finden.
Stefan Dehler und Christoph Huber greifen in ihrer Hanswurstiade mit allen vier Händen die altbekannten Typen des Kasperlespiels auf und bürsten die Charaktere mal mehr, mal sehr gegen den Strich. Dabei bedienen sie sich ungeniert aus dem Theaterfundus, dass es nur so staubt und flockt. Wer will, hört hier und da im verspielten Getümmel die Historie stöhnen, einen Klassiker nostalgisch raunen, die Zeitgeister kichern. Wer nicht will, der kann sich leicht an das halten, was das Kasperletheater seit Urzeiten ausgemacht hat: derber Spaß mit und ohne Pflaumenkuchen. Gerne auch ohne Moral.
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