„Wir haben mit größtem Vergnügen zwei Aufführungen von Bendas Medea besucht. Nichts hat mich je mehr beeindruckt! Die Verbindung von Prosa und Musik ist höchst erfreulich. Benda ist einer meiner Lieblingskomponisten.“ So schrieb der junge Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater, als er eine Aufführung der Medea in Mannheim erlebte. Im 18. Jahrhundert bezeichnete man mit dem Begriff „Melodrama“ eine Form, die für damalige Verhältnisse avantgardistisch genug war, um das Genie des jungen Wolfgang zu beeindrucken: ein Theaterstück mit musikalischer Begleitung, aber mit Rezitationen anstelle von Gesang.
Wenn Julia Jentsch, eine der vielseitigsten Schauspielerinnen Deutschlands, in Göttingen zur Stimme der Medea wird, kann sich das Publikum darauf freuen, den fast schizophrenen Monolog dieser Figur auf der Bühne zu erleben.
„Hier lieg ich und fleh um Rache auf Jasons Haupt!“ schreit Medea, die Verlassene. Jason, Vater ihrer Kinder, den sie einst so leidenschaftlich liebte, der erst durch ihre Kraft zu Macht und Herrschaft gelangte, hat sie verstoßen für eine andere Frau. Doch Medea hasst so leidenschaftlich, wie sie liebt. Ihre Rache bringt nicht nur dem Königspaar Jason und Kreusa den Tod, sondern lässt sie zur Mörderin der eigenen Kinder werden.
Wie kann eine liebende Mutter solche Gräueltaten begehen? Welche Kämpfe toben in Medeas Innern? Seit Jahrtausenden machen Fragen wie diese die antike Tragödie nach Euripides zu einem beliebten Theaterstoff.
Ergänzt wird das Programm durch Georg Friedrich Händels Ouvertüre zur Oper Teseo sowie durch Werke von zwei der wichtigsten noch lebenden griechischen Komponisten. Giorgos Kouroupos und Giorgos Koumendakis haben sich der Herausforderung gestellt, Musik für Barockinstrumente zu komponieren. Inspiriert von den exotischen Farben der historischen Instrumente schaffen sie Werke, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbinden.
Kommentare