Inspiriert von einem der größten griechischen Mythen, wird Händels Hercules in einer konzertanten Fassung präsentiert. George Petrou leitet eine Starbesetzung mit der großartigen Mezzosopranistin Vivica Genaux in einer von Händels größten Frauenrollen und dem exzellenten NDR Vokalensemble, das seit Jahren den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen verbunden ist.
„Wohin soll ich fliehen? O verhängnisvoller Irrtum fehlgeleiteter Liebe!“ flucht Dejanira, als sie feststellt, versehentlich ihren Hercules ermordet zu haben. Ob Händel sich im Frühjahr 1745 ähnlich fühlte wie seine weibliche Hauptfigur? Jedenfalls hatte die Liebe zu Hercules auch ihn an den Rande des Abgrunds geführt: Denn das Oratorium wurde zum größten Flop seiner Karriere.
Dabei hatte er mit Dejanira eine der spannendsten Figuren der Operngeschichte geschaffen. Sein Werk erzählt die Geschichte der hochsensiblen, aber von Eifersucht gequälten Gattin, die aus Angst, verlassen zu werden, zur Mörderin wird. Für die Kämpfe in ihrem Herzen, ihr Hoffen, Wüten, Lieben, Zweifeln hat Händel meisterhafte Klänge gefunden. Doch das Publikum blieb aus.
Zu düster erschien die Story für einen unterhaltsamen Opernabend, zu wenig Glanz und Gloria wiederum hatte sie für ein Oratorium. Händel zog die Reißleine und beendete vorzeitig die Saison: „Ich muß nun zu meinem Schmerz feststellen, daß meine Anstrengungen, zu gefallen, keine Wirkung mehr tun, während meine Ausgaben sich erheblich steigern.“
Das finanzielle Drama der Händelschen Compagnie erlebte glücklicherweise ein Happy End: Ein Großteil der Subskribenten verzichtete aus Solidarität auf Rückzahlung ihrer Gelder, sodass Händel im folgenden Jahr die Oratorienpläne wieder aufnehmen konnte – dieses Mal mit Erfolg: Judas Maccabaeus wurde zu einem seiner größten Triumphe.
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