Mit ‚Herakles am Scheideweg‘ befasst sich Händel mit einem antiken Mythos, der eine Erfindung der pädagogischen Literatur der Sophistik des 5. Jahrhunderts v. Chr. war. In der Antike hat der Mythos, in dem die personifizierte Tugend die Lust aussticht, vor allem in der Philosophenschule der Stoa Karriere gemacht, in der Neuzeit spielte er für die ebenfalls stoisch inspirierte Erziehungsliteratur vor allem in der Renaissance und im 18. Jahrhundert eine große Rolle.
Heute scheint er nur noch historisch interessant zu sein, klingt er doch allzu sehr nach altbackenen Moralvorstellungen und lustfeindlicher Pflichtenethik. In dem Vortrag wird gezeigt, warum die stoische Idee von Tugend und Laster uns heute näher steht, als man denken könnte und was das alles mit dem großen Streit um Vernunft und Wahrheit in der Antike zu tun hat.
Prof. Dr. Gyburg Uhlmann, Berlin
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