Die Überschrift »Die Sieben letzten Worte Jesu Christi« war an bei dem Konzert programmatisch: Als die »Sieben letzten Worte Jesu Christi« werden die über die Passionsgeschichten der vier Evangelien des Neuen Testaments verteilten Worte Jesu nach der Kreuzigung bezeichnet.
Im Mittelpunkt stand die Komposition »Le sette parole di Cristo in croce« des im Alter von 9 Jahren erblindeten italienischen Organisten und Komponisten Luigi Bottazzo (1845-1925). Bottazzo komponierte über 300 Werke und unterrichtete Harmonielehre und Orgel an einer Blindenschule in Padua. Seine Musik in »Le sette parole di Cristo in croce« ist schlicht, aber sehr eindringlich. Die einzelnen Abschnitte sind meist sehr kurz und standen im Programm vor allem als Bindeglied zwischen zwei größeren Chorsätzen.
Zu diesen gehörten »Wenn wir in höchsten Nöten sein« von Johannes Brahms, »Aus der Tiefe rufe ich, herr, zu dir« von Heinrich Kaminski (1886-1946), »Tristis est anima mea« von Johann Kuhnau (1660-1722), der Passionsgesang »Was hast du verwirket« von Arnold Mendelssohn (1855-1933) und Werke von Pau Casals (1876-1973), Pēteris Vasks (*1946), Kristina Vasiliauskaite (*1956) und Gregorio Allegri (1582-1652).
Engagiertes Dirigat, hohe sängerische Qualität
Egal, aus welcher Epoche die Komposition stammte: der Chor des Jungen Ensembles Berlin traf in jeder Hinsicht stets den richtigen Ton. Die musikalische Gestaltung war bei jedem Werk neu und geradezu aufregend. Dirigent Vinzenz Weissenburger (Jahrgang 1980) entwickelte große Bögen, setzte immer wieder besondere Akzente und forderte zu jedem Zeitpunkt höchste Aufmerksamkeit seiner Sänger:innen. Die bekam er auch: nahezu auswendig sangen die über 50 mitgereisten Chormitglieder und übernahmen jedes Details des engagierten Dirigats.
Das Ensemble zeigte eine enorme Intonationssicherheit und eine hohe sängerische Qualität. So wirkte ein Pianissimo dennoch intensiv und ein Fortissimo niemals angestrengt. Das machte sich schon beim ersten Stück des Abends bemerkbar, die doppelchörige Motette »Wenn wir in höchsten Nöten sein« von Johannes Brahms setzte bereits ein erstes Ausrufezeichen.
Einen besonderen Höhepunkt bildete Mendelssohn Motette »Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?« So emotional aufgeladen hat man dieses Werk selten gehört. Mit dazu beigetragen haben die verschiedenen Gesangssolisten aus dem Chor heraus, bei diesem Stück vor allem der Tenor Sascha Herz.
Den Abschluss bildete das »Miserere« von Gregorio Allegri, komponiert in den1630er Jahren. Das Werk hat Generationen von Komponisten beeinflusst, so auch den 14jährigen Mozart, der das Miserere in der Sixtinischen Kapelle gehört hatte. Der Chor des Jungen Ensembles teilte sich in der Göttinger St. Pauluskirche in einen Hauptchor und in einen Fernchor, der im Eingangsbereich der Kirche hinter den geschlossenen Glastüren sang. Das erzeugte einen ganz besonderen akustischen Effekt, das hohe C im Sopran klang wie aus einer anderen Welt.
Tief beeindruckt verharrte das Publikum nach dem letzten Ton – um dann aber sehr schnell stehend zu applaudieren.
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