Weltpremiere des Musicals „Franziskus 2.0“

Gospelchor ToGether verbindet Zeiten und Menschen

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„Franziskus 2.0“ - so lautet der Titel des Gospel-Musicals, das der Gospelchor ToGether aus Rosdorf in verschiedenen Kirchen im Landkreis Göttingen und in Northeim aufführen wird. Das Besondere daran ist nicht nur die Tatsache, dass das Stück aus der Feder des evangelischen Diakons i.R. Michael Borrée stammt und somit am 15. Juni 2024 um 18 Uhr seine Weltpremiere in der St. Laurentius Kirche in Niedernjesa feiert. Auch der Bezug der Franziskus-Geschichte zum heutigen Umgang mit der Natur wird verdeutlicht. Und schließlich ist der Chor selbst in Zeiten der Nachwuchsprobleme in Vereinen eine Ausnahmeerscheinung als integrativer, generationsverbindender und ökumenischer Gospelchor. 

Mittwochs füllt sich das Gemeindehaus St. Johannis in Rosdorf mit Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft, manche mit Rollstuhl oder Gehhilfe, einige schon seit Jahren im Chor aktiv, andere erst neu dabei. Historische Kostüme werden angelegt, „eine Leihgabe aus dem Theaterfundus der IGS in Göttingen“, berichten einige der Frauen, die sich gerade in mittelalterliche Damen verwandeln. Manche der Männer streifen sich Mönchskutten über, andere setzen sich noble Samtkappen aufs Haupt. Franziska Borchert ist zum ersten Mal bei einem Musical des Gospelchores dabei. „Ich bin erst in der Coronazeit mit meinem Mann hierher gezogen. Ich hörte von dem Chor und bin dann mit eingetreten“, erzählt sie. Musikalische Unterstützung gibt es zudem von einer Projektband mit einem passionierten Saxophon- und Trompetenspieler und drei Theologiestudenten am Keyboard, am Schlagzeug und an der Gitarre.

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Chorleiterin Gosia Borée in Abstimmung mit dem Pianisten, Theologiestudent Lars Ulferts
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Claudia Nachtwey

Chorleiterin Gosia Borée in Abstimmung mit dem Pianisten, Theologiestudent Lars Ulferts

Musik fördert die Gemeinschaft, und bei monatelangen Vorbereitungen für ein ganzes Gospel-Musical wächst die Gruppe eng zusammen, wird sich vertraut. Die Stimmung ist heiter. Nachwuchsmangel herrscht hier nicht. „Wir haben immer guten Zulauf, vor allem nach den Aufführungen werden wir von Leuten angesprochen, die gern mitmachen möchten. Alle sind uns willkommen“, sagt Chorleiterin Gosia Borrée, aus Polen stammende katholische Ehefrau des evangelischen Diakons und ausgebildete Kirchenmusikerin. Zurzeit sind etwa 50 Mitglieder dabei, sodass man sich auch den Luxus leisten kann, die Rollen für das Musical doppelt zu besetzen. Bei mehreren Aufführungen kommen alle mal auf die Bühne, und im Krankheitsfall könnte immer jemand einspringen. 

„Im November feiern wir unser 20-jähriges Jubiläum“, freut sich die Chorleiterin über den Erfolg und Zusammenhalt. Die ersten Wurzeln des Gospelchores reichen sogar bis ins Jahr 2000 zurück, als sich sechs befreundete Frauen in Sieboldshausen zum gemeinsamen Singen in ihren Wohnzimmern trafen. Immer mehr Musikbegeisterte kamen dazu, und im Jahr 2004 wurde aus der Singgruppe der Gospelchor ToGether gegründet. 2008 wurde das erste Gospel-Musical von Michael Borrée „Mahalia Jackson“ der Öffentlichkeit präsentiert. Etwa im Zweijahrestakt gab es neue Musicals, die u.a. Nelson Mandela, Mutter Teresa oder auch Johnny Cash gewidmet waren. Dabei ging es nicht nur um die Biografien bestimmter Persönlichkeiten, sondern vor allem um die Fragen unserer Zeit.

Auch das Thema bei „Fransiskus 2.0“ hat es in sich, ist zeitlos und betrifft alle. Es erzählt vom Leben und Wirken des heiligen Franz von Assisi, aber setzt gleichermaßen als „Canto della Madre Terra“ (Gesang der Mutter Erde) und als Anlehnung an den Sonnengesang des Franziskus einen Bezug zum heutigen Umgang mit der Schöpfung. So wird aus der mittelalterlichen Heiligenlegende heraus – über einen Dialog zwischen Erdgöttin Gaia und einem modernen Menschen – immer wieder eine Brücke in die Gegenwart geschlagen, wo die Ausbeutung von Mensch und Natur viele Kriege und die Klimakrise zur Folge hat. 

„In unserem Musical begegnet uns Franziskus als ein Mann, dem es inmitten der Kreuzzugshysterie des Mittelalters um Toleranz und Respekt anderen Religionen gegenüber geht“, erklärt Michael Borrée, „und schließlich zeigt unser Musical Franz von Assisi als einen Mann, der darunter leidet, dass die Menschen ihre Mutter Erde schänden, plündern und behandeln wie einen Gegenstand zum Kaufen und Verkaufen.

Zu einem Musical gehören selbstverständlich auch Songs. Die wurden von Gosia Borrée sehr passend zum textlichen Inhalt ausgewählt, darunter der berühmte Earth Song von Michael Jackson, Gospel-Klassiker wie Jesus is the answer oder Nobody knows, natürlich der Sonnengesang des Franziskus und auch Wonderful World, weltberühmt geworden durch Louis Armstrong.

„Franziskus 2.0“ ist nämlich ein Stück der Hoffnung. Immerhin hat auch Franz von Assisi die reuevolle Kehrtwende vom zornigen Rebellen zum friedvollen Ideenstifter und Hoffnungsträger geschafft. Ob im Musical die Erdgöttin Gaia und ihr moderner Mensch die Hoffnung bewahren, erfahren die Gäste bei den Aufführungen in Südniedersachsen.

Termine und Infos bei https://together.wir-e.de/termine

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Heitere Stimmung bei den Proben des Gospelchores ToGether aus Rosdorf
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Claudia Nachtwey

Heitere Stimmung bei den Proben des Gospelchores ToGether aus Rosdorf

Verfasser:in

Claudia Nachtwey

Gründerin von Clanys Eichsfeld Blog und Autorin des kulturis-Magazins

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Im Artikel genannt

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