40 Jahre Theater im OP, das wird in diesem Jahr groß gefeiert. „Alles ThOP!“ heißt das Jubiläumsstück – am 14.6. steht die Premiere auf dem umfangreichen Jubiläumsprogramm. Zwei Wochen voller Gastspiele und „Theater zum Anfassen“ bei einem Tag der offenen Tür folgen bis Mitte Juli.
1984 war es so weit: Das Theater im OP, kurz ThOP, wurde mit Germanistikprofessor Horst Turk an der Spitze aus der Taufe gehoben. Aus der dramaturgischen Abteilung am Deutschen Seminar ist das Theater hervorgegangen. Doch zunächst fehlte ein Raum. Vorstellungen seien im alten Kino im Iduna-Zentrum und im Auditorium aufgeführt worden, erzählt Barbara Korte, die inzwischen seit 15 Jahren die Geschäfte des studentischen Theaters führt. Im Auditorium war die dramaturgische Abteilung nicht allein. Dort wurden Vorlesungen gehalten. Die Bühne, die die Theatergruppe zudem mit dem English Drama Workshop teilte, musste ständig auf- und abgebaut werden. Durch den Umzug des Universitätsklinikums waren Räume freigeworden und die Geisteswissenschaften sollten dort einziehen. Ein Mitarbeiter der Bibliothek habe den Operationssaal für die dramaturgische Abteilung empfohlen.
Zum Theater mit rund 200 Plätzen ist der Saal, „in dem zuletzt in den 60er Jahren das Skalpell blitzte“ (aerzteblatt.de), umgebaut worden. „Heute seziert das Göttinger ‚Theater im OP‘ … regelmäßig ‚Faust‘, ‚Leonce und Lena‘ und andere literarische Werke auf schauspielerische Art und Weise“, hieß es im Deutschen Ärzteblatt 1996. Als „bundesweit einmaliges Theaterprojekt“ hat der erste Leiter Turk das ThOP beschrieben.
Doch 2014 gab es einen Dämpfer. Der Theatersaal musste geschlossen werden. Das Dach war marode, nicht mehr sicher. Korte erzählt, dass das Ensemble zunächst in die Notaufnahme ausgewichen sei. Doch auch das war bald nicht mehr möglich. Denn das baufällige Dach musste abgestützt werden, auch die Notaufnahme war nicht mehr nutzbar. Viele Monate mussten die Schauspielteams umherziehen, von der Aula am Waldweg ins dt.2, ins dots, an viele andere Stationen. „Wir sind wirklich rumgekommen in der Zeit“, sagt Korte. „Die Brüder Löwenherz“ in der Aula am Waldweg im Januar und Februar 2016 sei das letzte Stück gewesen, dass unter einem anderen Dach spielen musste.
Diese Zeit sei gutes Training für die Pandemiezeit gewesen, zieht Korte ein Resümee. „Corona hat uns - wie alle - hart getroffen.“ Manche Premiere wurde verschoben, bei einigen Arbeiten sogar mehrfach. Andere Stücke sind komplett ausgefallen, weil kein Termin für die Beteiligten passte. Zwei Inszenierungen seien kurz vor der Premiere wegen Corona abgesagt worden, erzählt Korte: „Die zwölf Geschworenen“ (2020) und die Unendliche Geschichte I und II (2021und 2022). Nicht realisiert werden konnten "Dantons Tod" und ein weiteres Projekt, das zur Zeit des Pandemieausbruchs noch so weit weg lag, dass sich noch kein Titel gefunden hatte. 2020 hätten die "Zaungastgeber" auf der ThOP-Bühne realisiert werden sollen, doch die Produktion konnte nur digital umgesetzt werden. Corona habe auch die Möglichkeit beschnitten, dass neue Leute nachkommen, von alten Hasen lernen, hat Korte mitbeobachten müssen. Als es dann langsam wieder losging, durften nur 30 Leuten in den Zuschauerraum, alle Mitwirkenden mussten zunächst bei den Proben Masken tragen.
Das ThOP hat alles überstanden, manches sicher auch dank des 2003 gegründeten Fördervereins. In der Regel präsentiere das studentische Theater jeden Monat ein neues Stück, schildert Korte, die schon während des Studiums dabei war und 2009 die Leitung von Klaus Pissowotzki übernahm. Dass sie niemand für ein Stück gefunden habe, sei nur selten vorgekommen. Das Theater ist offen für Nachwuchs. Regelmäßig zum Semesterstart wird ein Infoabend ausgerichtet – ein Mitschnitt des jüngsten Infoabends ist auf der Homepage zu finden. Hier können Interessierte sich umfassend über das ThOP informieren. Einerseits gibt das studentische Theater Studenten die Chance, Bühnenerfahrung zu sammeln, andererseits ist es auch möglich, Leistungsnachweise zu erbringen. Dass im Theater im OP auch Lehrangebote gemacht werden, hebt Korte als besonders hervor: Teamarbeit und soziale Kompetenzen, Organisation, Musik und mehr stehen hier auf dem Stundenplan. Seit 2008 können Studierende im Bachelor- und Masterstudium im ThOP Credits für ihr Studium erwerben. Studierende der Germanistik können sich die Mitarbeit im ThOP als Semesterwochenstunden anrechnen lassen. Einen Schein für ästhetische Bildung können Lehramtsstudierende hier machen. Ein Grund mehr, das 40-jährige Bestehen zu feiern.
Bei dem Plan, ein Jubiläumsstück zu machen, sei vom Start vor zwei Jahren klar gewesen: Es sollte ein Gemeinschaftsprojekt werden, schildert Korte. Damit habe das ThOP Erfahrung. Die Leiterin erinnert an vergangene Stücke mit mehreren Regieführenden wie „Fast Faust“ vor 30 Jahren. Eine Herausforderung war sicher das „Heidenspektakel – Ein Stück Bibel“ (2003) mit 19 Regisseuren.
Diesmal hätten sich zuerst die ThOP-Leute getroffen, die als Regieführende mitmischen wollten, weiß Korte, die mit der Planung betraut ist. Mit den Darstellern und den Helfern hinter der Bühne sei das Team auf ca. 70 Menschen angewachsen, hat Regisseur Oliver Göpfert schnell überschlagen. Aus den vielen Ideen, die zusammenkamen, habe Andreas Hey aus dem Organisationsteam eine Rahmenhandlung erdacht, in der Platz ist für viele Entwürfe: So wie es tatsächlich passiert ist, treffen sich im Stück Regisseure, um ein Jubiläumsprojekt zu machen. Sechs Ideen konnten - zeitlich begrenzt - in diesem Rahmen umgesetzt werden. „Als Bonus gibt‘s noch eine Überraschung“, kündigt Korte mit einem Augenzwinkern an und weckt die Vorfreude auf liebevolle Anspielungen, die an frühere ThOP-Produktionen und die Geschichte des Theaters erinnern. Vieles sei sicher nur für Insider verständlich, doch auch Newcomer würden ihre Freude haben, verspricht sie.
Auch wenn verschiedene Akteure nicht nur in einer Szene zu sehen sind - die Ausstattung mit passenden Kostümen sei vergleichsweise einfach gewesen, ist sich das Regieteam einig. Mit vielen Klettverschlüssen sei vieles möglich. Komplizierter sieht Korte den Ablauf für die Maske. Um alle Verwandlungen schnell genug zu schaffen, brauche es einen sehr guten Zeitplan und den Fokus auf Besonderheiten.
Im Endspurt sind alle Mitwirkenden dabei, die Szenen zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Drei Gesamtproben seien dafür vorgesehen, berichten die Regisseure und eine von ihnen, Anisha Blanke, freut sich, dass alle Mitwirkenden immer stärker zum Ensemble zusammenwüchsen. Sehr lustig seien die Warmups, erzählt Regisseurin Karin Reilly.
Intensiv wird die Woche vor der Premiere. Wie an professionellen Theatern sind dann drei Hauptproben angesetzt. Um allen Teams die Möglichkeit zu geben, ihre Szenen vorher zu proben seien zwei Tage vor den gemeinsamen Abendproben in Zwei-Stunden-Slots eingeteilt. Da die Premiere kurz vor den Sommerferien angesetzt sei, hätten auch Schüler die Möglichkeit zum Mitmachen bekommen.
Und warum ThOP? „Weil’s einfach geil ist …“, diesen Titel hat Korte ihrer Magisterarbeit (2008) gegeben und damit einen Zuschauer zitiert. Bei der Premiere von „Alles ThOP“ am 14.6. um 20.15 Uhr kann das ThOP-Team das wieder beweisen.
Weitere Termine gibt es auf der Homepage. Viele Gastspiele kommen in der Zeit vom 3.7. bis zum 12.7. auf die Bühne. Der Tag der offenen Tür im ThOP wird am 7. Juli ausgerichtet. Weitere Infos unter www.theater-im-op.de. Kartentelefon unter 0551 / 39 27077, per Mail an karten@theater-im-op.de oder am Vorverkaufs-Stand in der Zentralmensa (Mo – Fr von 12 bis 14 Uhr).
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