Zu einer Operngala hatte das Göttinger Symphonieorchester im ersten Promenadenkonzert der Saison in die Göttinger Stadthalle geladen. Für diesen Abend mit Arien aus italienischen Opern wurde der Dirigent Marc Tardue verpflichtet. Von der Akademie »Mascarade Opera Florenz« sind die Sopranistin Luiza Willert, die Mezzosopranistin Sarah Hakobyan und der Bariton Daniils Pogoriless angereist.
Der Abend begann mit Mozart, es erklangen die Ouvertüre sowie Arien und Rezitative aus der Oper »Le Nozze di Figaro«. Ein wenig zu umständlich erläuterte Marc Tardue, weshalb Mozarts Opern in einen italienischen Opernabend selbstverständlich gehören.
Beim Dirigieren ist Tardue weniger umständlich: geradeheraus, direkt und zupackend leitet er die Mitglieder des Göttinger Symphonieorchesters. Im Laufe des Abends fanden Dirigent und Orchester immer besser zueinander, zumal Tardue irgendwann nahezu auswendig dirigierte, was den Kontakt hörbar verbesserte. Der Dirigent aus Chicago mit italienischen Wurzeln hat Erfahrung mit Klangkörpern, die von Nicholas Milton geprägt sind: im Jahr 2012 wurde er Generalmusikdirektor in Jena – und wurde Nachfolger von Nicholas Milton, der damals nach Saarbrücken wechselte.
Die Akademie Mascarade Opera in Florenz ist eine international renommierte Ausbildungsstätte für junge Operntalente. Drei dieser Talente waren in Göttingen zu hören: der lettische Bariton Daniils Pogoriless begann in Mozarts Figaro mit dem Rezitativ und der Arie des Grafen Almaviva „Hai già vinta la cause“ und „Vedrò mentr’io“. Er zeigte bereits mit diesem Auftritt und auch den späteren Arien und Duetten sein stimmliches Talent.
Die brasilianische Sopranistin Luiza Willert zog das Publikum schnell in den Bann. Vielleicht muss sie noch lernen, ihr Temperament ein wenig zu zügeln. Sowohl die Rolle der Susanna im Figaro, aber auch die der Gilda in Verdis »Rigoletto« vertragen durchaus etwas zurückhaltende Interpretationen. Willert bewies aber mit ihrem kraftvollen Sopran ihr großes Talent und begeisterte das Publikum in der leider nicht ganz ausverkauften Göttinger Stadthalle.
Den stärksten Eindruck machte die armenische Sängerin Sarah Hakobyan. Mit ihrem ungemein flexiblen Mezzosopran überzeugte sie sowohl in Donizettis »La Favorita« als auch in Verdis »Don Carlos« also Eboli. Es scheint, dass die 1998 geborene Sängerin eine wirklich aufstrebene Stimme in der Opernwelt wird.
Das Göttinger Symphonieorchester zeigte nach anfänglichen Kommunikationsproblemen mit dem Dirigenten einen überzeugenden Abend. Hervorzuheben sind die solistischen Partien in den Bläsern, insbesondere der Oboe (Carlos Andres Lafarga), der Flöte (Lena Breitelhoff) und der Klarinette (Manfred Hadaschik).
Nach dem begeisterten Applaus im Saal gab es noch eine Zugabe: das Trinklied „Brindisi“ aus Verdis »La Traviata«. Den fehlenden Opernchor durfte das Publikum mimen, während die drei Solisten auf der Bühne noch einmal sämtliche Register zogen.
Das nächste Promenadenkonzert des Göttinger Symphonieorchesters steht am 6. Dezember auf dem Programm. Unter dem Titel »Double Drums« spielen die Percussionisten Philipp Jungk und Alexander Glöggler gemeinsam mit dem Orchester ein Crossover-Programm mit großen Melodien. Die Leitung hat Russell Harris.
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