An der altehrwürdigen Adresse „Am Schilde“ an prominenter Stelle der Innenstadt Osterode am Harz gelegen tut sich viel in Sachen Kunst. Im ersten Teil möchte ich Ihnen den syrischstämmigen Künstler Abdulkarim Alhasan vorstellen, der in Osterode seine neue Heimat gefunden hat. Erstmalig stellte er sich 2019 während des Festivals „DenkmalKunst-KunstDenkmal“ (DKKD) einem breiten Publikum in der Harzer Sösestadt vor. Schon damals zog Alhasan mit seinen abwechslungsreichen und in verschiedenen Techniken gemalten Gemälden zahlreiche Besucherinnen und Besucher an. Seine Bilder zeigten unter anderem Straßenansichten aus Syriens Hauptstadt Damaskus, Szenen aus dem im Land tobenden Bürgerkrieg, aber auch das Welfenschloss in seinem damaligen Zuhause in Herzberg. Doch der Reihe nach.
Sicherlich bestand nicht der Wunsch, die syrische Heimat zu verlassen. Doch der beginnende verheerende Bürgerkrieg sowie andere sehr widrige Umstände ließen ihm keine andere Wahl als die Flucht. Am 07. Oktober 2011 verließ er Ar-Raqqa. Auf dieser unfreiwilligen Reise durch zahlreiche arabische und afrikanische Länder endete seine Odyssee in Deutschland. Seit nunmehr sieben Jahren lebt Alhasan hier und nennt jetzt Osterode am Harz seine neue Heimat. Ein neues Zuhause, wo er sich wohl fühlt und große Pläne umsetzen möchte.
Früher - als er noch im Orient wohnte - gab er Kunstunterricht und veranstaltete Ausstellungen im arabischen Raum, aber auch in Europa. Schon immer war es ihm ein besonderes Anliegen mit Kindern zu malen und ihnen die Welt der Kunst - seine Welt - nahe zu bringen. Während seiner Flucht gab es ein Initialereignis im Dezember 2011 in Jordanien, was ihn für sein aktuelles Großprojekt inspirierte: „Eines Tages sah ich ein sehr traurig dreinblickendes Kind, ein Anblick, der mich rührte. Ich holte Stifte und Papier und ermunterte es zu malen. Es war für mich sehr schön anzusehen, wie das Kind sofort aufblühte und mit seinem Malen begann, den erlebten Kummer aufzuarbeiten. Dabei reifte in mir die Idee mit Kindern, die ich während meiner Flucht treffen sollte, zu malen, um so das größte Kindergemälde der Welt anzufertigen.“
In Deutschland angekommen standen natürlich ersteinmal andere wichtige Dinge im Fokus. Die deutsche Sprache lernt man ja nicht im Schlaf. Im Frühjahr 2023 dann ein großer Schritt in Richtung eigene Zukunft. In „Am Schilde 3“ hatte Abdulkarim Alhasan die Möglichkeit bekommen, eine eigene Galerie für seine Werke zu eröffnen: Die „Karim Fine Arts Gallery“ war geboren. Seine erste große Ausstellung in den neuen Räumlichkeiten namens „100 Gemälde, die in Osterode gemalt wurden“ war ein voller Erfolg: „Es war für mich eine große Freude, endlich die Früchte meiner Arbeit an einem Platz in Osterode präsentieren zu können.“ Die Ausstellung läuft nach wie vor weiter. Interessierte, die sie sich ansehen möchten, können jederzeit einen Termin vereinbaren. Ein Besuch, der sich lohnt und zudem auch noch kostenlos ist.
Während des dreitägigen Osteroder Stadtfestes im Mai kamen über 300 Kinder in die Galerie, um das größte Kindergemälde der Welt fortzuführen. In einem Aufruf hatte Abdulkarim an verschiedenen Schulen dafür Werbung gemacht und Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme ermuntert. „Ich wollte mit dieser Aktion die Bedeutung des Friedens in unserer Gesellschaft hervorheben. In Anbetracht der heutigen globalen Herausforderungen halte ich es für äußerst wichtig, dass wir uns gemeinsam für den Frieden einsetzen und die jüngere Generation dazu ermutigen, hierbei eine aktive Rolle einzunehmen. Mit diesem Ziel vor Augen möchte ich dazu einladen, an einem gemeinsamen Kunstprojekt teilzunehmen, welches die Botschaft des Friedens auf beeindruckende Weise vermitteln wird. Mein Plan, ein riesiges Gemälde zum Thema „Frieden“ von Kindern erschaffen zu lassen, soll weitergehen. Teile dieses Projekts wurden bereits mit Kindern aus anderen Ländern, zum Beispiel aus Syrien, umgesetzt, und ich würde mich sehr freuen, wenn auch meine neue Heimat Osterode einen Beitrag dazu beisteuern könnte. Ich glaube fest daran, dass Kunst eine einzigartige Plattform bietet, um Brücken zwischen Menschen zu bauen, Vorurteile zu hinterfragen und das Projekt dazu beitragen wird, das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu stärken. Ich bin zuversichtlich, dass man gemeinsam Großes erreichen könne, um eine friedlichere und harmonischere Gesellschaft zu gestalten.“
Auch das arabische Orient Radio wurde auf ihn aufmerksam und bat zum Interview: „Ich bin überwältigt von dem enormen Zuspruch. Kinder aus Syrien, Deutschland, Ukraine, Türkei, Spanien, Griechenland und Afrika haben insgesamt 60 Meter während des Stadtfestes gemeinsam bemalt. Zählt man sie zu den 500 Metern bemalte Leinwand, die sich noch in Algerien befinden hinzu, ist es schon jetzt eine tolle Leistung. Alles, was auf den Leinwänden zu sehen ist, bedeutet den Kindern etwas. Wir alle haben zusammen gemalt, gelacht und Spaß gehabt. Jedes Kind hat ein kleines Geschenk und einen Luftballon bekommen. Dem Ziel, aus vielen Orten der Erde für das längste Kindergemälde der Welt zu malen und einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde zu erreichen, sind wir in Osterode ein gutes Stück näher gekommen.“
Sehr schön war darüber hinaus, dass sich auch ältere Menschen sowie Studenten aus der Ukraine, Syrien, Mauretanien, Marokko, Ägypten und Algerien mit Eifer am Kunstwerk beteiligten. Zur Zeit sei er gerade auf der Suche nach Sponsoren, die ihn dabei unterstützen. die riesige Leinwand aus Algerien nach Deutschland zu holen, um sie mit den vielen Metern Leinwand vor Ort zu verbinden. Jeden Samstag zwischen 12 Uhr und 14 Uhr können Kinder am größten Kindergemälde der Welt weitermalen. „Da sie bislang auf dem Boden malen, wäre es sehr schön, wenn ich Klapptische und -bänke hätte. Außerdem habe ich eine neue Aktion gestartet. Wenn also jemand vielleicht Spielzeug übrig hat oder Sportartikel, Plüschtiere, Kinderbücher und Malutensilien besitzt, die nicht mehr gebraucht werden, würde ich mich darüber sehr freuen. Es wären schöne Geschenke für die Kinder.“
Weitere Veranstaltungen hat der umtriebige Künstler bereits in petto: „Ich möchte mit vielen Künstlerinnen und Künstlern aus der Region eine große Ausstellung auf die Beine stellen. Diese soll dann neben Osterode auch in den großen Städten der Republik zu sehen sein. Auch plane ich Kino- und Theatervorstellungen sowie andere Freizeitveranstaltungen für Kinder in meiner Galerie. Sie ist die erste ihrer Art in Osterode am Harz, weil sie das einzige Fenster zwischen östlicher und europäischer Kultur bislang ist.“
Wer mit Abdulkarim Alhasan in Kontakt treten möchte, hier sind seine Kontaktdaten:
Abdulkarim Alhasan, Marientorstraße 1, 37520 Osterode am Harz
Mobil: 0172 540 888 5, E-Mail: karim1982hassan@gmail.com.
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