Meisterwerke des französischen Barocks

4. Saisonkonzert im Alten Rathaus mit französischer Barockmusik

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Die Reise durch das Barocke Europa in vier Saisonkonzerten wurde vom Göttinger Barockorchester mit einem Ausflug nach Frankreich beendet. Nach den Stationen in Italien, England und Bayreuth widmete sich das Ensemble am 4. Dezember französischen Kompositionen.

Erneut trat das Ensemble in kleiner Besetzung an, in diesem Fall mit Laura Frey an den Gamben und Antonius Adamske am Cembalo (Clavecin). Der Grund: die gespielte Musik wurde in den französischen Höfen gerne im Schlafzimmer und anderen kleinen Räumen der Schlösser aufgeührt. Ohnehin war es verboten, mehr als sechs Musiker auftreten zu lassen.

Insofern passte es gerade, dass zu den beiden Instrumentalist:innen noch Stephan Scherpe (Haute-contre = hoher Tenor), Michael Connaire (Taille, Haute-contre) und  Janno Scheller (Basse) hinzutraten, am Ende sogar alle gemeinsam, sängerisch ergänzt durch Antonius Adamske.

Vermutlich im Gegensatz zum Schlafzimmer im Schloss Versailles war die Halle des Alten Rathauses in Göttingen mit zahlreichen Besucher:innen gefüllt. Sie alle genossen den Abend mit Werken von François Couperin, Marin Marais, Johann Sebastian Bach und Marc-Antoine Charpentier. 

Der Abend wurde rein instrumental eröffnet: die Passacaglie aus »Achille et Polixène« von Jean-Baptiste Lully für Cembalo und Gambe. Frey und Adamske zeigten dabei ihre hohe Musikalität und den Charme der französischen Barockmusik: Musik, Tanz und Poesie bestimmen die Musik des Komponisten, der die französische Hofmusik unter Ludwig XIV. dominierte.

Eher meditativ und klagend erklang das »Usque Domine« von François Couperin. 

Das Werk ist für eine Solostimme mit Basso continuo geschrieben, typisch für die Kirchenmusik dieser Zeit. Der Tenor Michael Connaire gestaltete die Musik mit Eleganz und Intimität.

Dem stand die Seconde Suite in D aus »Les concerts royeaux« entgegen. Hier wurde von der kleinen Diskantgambe verspielt getanzt, reich verziert und begleitet vom Cembalo. So ähnlich mag es bei den Sonntagskonzerten am Hofe von Ludwig dem XIV. geklungen haben.

Schlichtheit, Schönheit, tiefer Ausdruck

Die Gambe von Laura Frey wurde in »Les voix humaines« von Marin Marais solistisch eingesetzt. Marais war einer der bedeutendsten Komponisten für die Viola da Gamba. In dem Werk, dessen Titel übersetzt bedeutet “Die menschlichen Stimmen”, versucht er, die Ausdruckskraft und Emotionalität der menschlichen Stimme instrumental nachzuahmen. Mit ihrem Spiel ist Laura Frey genau dies gelungen.

Von Couperin erklang anschließend das »Salve Regina«, gesungen von Stephan Scherpe. Hier kam ein Meisterwerk des französischen Barocks zu Gehör, das die Zuhörer:innen durch seine Schlichtheit, Schönheit und tiefen Ausdruck beeindruckt. 

Musik von Johann Sebastian Bach erklang in fast allen der vier Konzerte. Seine Französische Suite in G (BWV 816) spielte Adamske sehr farbenreich. Die Sätze sind reich an Verzierungen, die typisch für den barocken Stil sind. Für seine Interpretation des Werkes erhielt der künstlerische Leiter des Göttinger Barockorchesters großen Applaus.

Der Abschluss war auch zugleich der Höhepunkt: Von Marc-Antoine Charpentier erklangen die »Grandes Antiennes „Ô“ de l’Avent«. 

Diese Antiphonen, die traditionell kurz vor Weihnachten aufgeführt werden, sind als “O-Antiphonen” bekannt, da jede mit dem Ausruf “O” beginnt. (Wie „O Sapiente“, „O Radix Jesse“ oder „O Emmanuel“.) Charpentier schuf eine Vertonung dieser O-Antiphonen mit reichhaltiger Polyphonie. Dazu setzte er gleich vier Sänger ein – den vierten Part nahm Adamske vom Cembalo aus wahr. Gemeinsam mit den beiden Instrumenten brachten die vier Stimmen die harmonischen Spannungen und die fein nuancierten Dynamik beeindruckend zu Gehör.

Der Dank für diese begeisternde und beeindruckende Konzert bestand in langanhaltendem Applaus, mit dem sich das Göttinger Barockorchester für dieses Jahr von den Saisonkonzerten verabschiedete. Der gute Besuch aller vier Konzerte ist aber eine hinreichende Motivation, im nächsten Jahr die Reise durch Europa fortzusetzen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin des Kulturbüro Göttingen. Redaktionell verantwortlich sind das Kulturbüro Göttingen sowie dessen Autor:innen.

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