Mehr Musikshow als Konzert

Die Magie von Hans Zimmer & John Williams

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Begrüßt wurden die Besucher:innen von Darth Vader und einigen Stormtroopers höchstpersönlich, die sich geduldig Zeit für unzählige Selfies nahmen. Pünktlich um 20 Uhr betrat das Kyiv Camerata & National Presidential Orchestra die Bühne, gefolgt von Dirigent Robert Emery aus Großbritannien. Das Orchester eröffnete den Abend mit E.T. - der Außerirdische von John Williams, bevor Robert Emery das Publikum mit ein paar Worten auf Deutsch begrüßte und den Moderator ankündigte. Filmkenner Max Moor, bekannt aus der ARD-Kultursendung »ttt – titel, thesen, temperamente«, führte mit seiner tiefen, rauchigen Stimme durch den Abend und gab einiges an Insiderwissen preis zu Film, Regie und natürlich der Musik.

So ging es weiter mit Hans Zimmer, dem 1957 geborenen Frankfurter, der in seinem Leben nur eine Woche lang einen Klavierlehrer hatte, da er sich diesem wegen nötiger Disziplin verweigerte – in der Schule ließ er ebenfalls Disziplin mangeln und erhielt acht Schulverweise. Ohne jemals eine akademische musikalische Ausbildung durchlaufen zu haben, wurde er zu einem der bedeutendsten Filmmusikkomponisten der Welt, ausgezeichnet unter anderem mit zwei Oscars, vier Grammys und drei Golden Globes. Zu hören gab es an diesem Abend von Zimmer zunächst Chevaliers de Sangreal aus dem Film The Da Vinci Code.

Nach dem Harry Potter Main Theme von John Williams zeigte Dirigent Robert Emery zum ersten Mal seine humorvolle Seite, als er sich nach dem Verklingen der Musik umdrehte und eine Nickelbrille aufhatte sowie einen Gryffindor-Schal um den Hals. Max Moor bemühte sich den Abend über ebenfalls um humorvolle Würze. Etwas zu aufgesetzt versuchte er das Publikum vergebens zum Lachen zu bringen – was auch zu einer gewissen Komik führte. Robert Emery dagegen lockerte den Abend weiterhin erfolgreich gestisch auf und dirigierte The Raiders March aus dem Film Indiana Jones(Williams) mit Hut.

Laserschwert als Taktstock

Für das Theme von Schindlers Liste trat die als „ukrainische Paganini“ bekannte Violinistin Bogdana Pivnenko auf, interpretierte das Stück hingebungsvoll und erhielt dafür gebührenden Applaus. Allein für diesen Film erhielt John Williams, der gekonnt das für den Film entworfene Thema mit jüdischer Musik kombinierte, den Oscar und Grammy sowie den British Academy Film Award. John Towner Williams, 1932 in New York geboren, studierte zunächst an der University of California Komposition und nach dem Wehrdienst bei der US Air Force an der Juilliard School Klavier. Er gewann fünf Oscars, drei Emmys, vier Golden Globes und 26 Grammys - den letzten erst Februar dieses Jahres für Helena's Theme aus Indiana Jones and the Dial of Destiny. Mit 53 Nominierungen hält er den Rekord für die meisten Oscar-Nominierungen einer lebenden Person.

Nach dem Batman Theme von Hans Zimmer und einer Pause trat Robert Emery als Jack Sparrow auf. Max Moor erzählte von der Suche nach einem geeigneten Schauspieler, mimte erfolgreich die Rolle, wie Robert de Niro sie interpretieren würde und hatte damit auch mal einen guten Moment an diesem Abend. Nach Fluch der Karibik(Zimmer), Jurassic Park (Williams) und Gladiator (Zimmer) ging Max Moor auf die Arbeit von George Lucas als Regisseur ein, der seinen Schauspielern größtmögliche Freiheit lässt und nur vereinzelt punktuelle Anregungen gibt. Robert Emery nahm dies zum Anlass, den Besucher:innen auf die Schnelle das Dirigieren beizubringen und sie mit dem Orchester sich selbst zu überlassen. Doch er kehrte zurück: Als Obi-Wan Kenobi dirigierte er mit Laserschwert den Imperial March aus Star Wars (Williams). Den Abschluss des Abends bildete Hans Zimmers Man of Steel.

Trotz kleiner Schwächen in der Moderation gab es Standing Ovations. Wer allseits bekannte und beliebte Filmmusik einmal live vom Orchester in einer durch die Lichtshow stimmungsvollen Umgebung hören wollte, bekam ein gelungenes Abendprogramm. Und die Musiker:innen hatten sich den Applaus redlich verdient. Max Moor hätte besser daran getan, nicht den Komiker zu versuchen. Mit seiner fesselnden Erzählstimme hat er auch ohne Witz genügend Charme, ein Publikum mitzureißen. Ein bisschen spiegelt die Deplatzierung der Komik auch das Setting des Abends wider: mehr Musikshow als Konzert. Musikalisch-technisch präsentierte sich das Orchester auf höchstem Niveau, bei der musikalischen Gestaltung gab es jedoch Luft nach oben. Mit seinem akkuraten, schlichten Dirigat forderte und bekam Robert Emery vom Orchester genau dies: ein akkurates Spiel, aber keine Wärme und Strahlkraft in der Interpretation, wie man es von diversen Sinfonieorchestern gewohnt ist.

Zugabe-Rufe blieben zwar aus, doch Robert Emery deutete an, eine zu haben, sodass das Publikum durch Beifall wohlwollend zustimmte und das Star Wars Main Theme (Williams) zu hören bekam. Und es gab sogar noch eine zweite mit einer Überraschung: Nach dem Superman-Theme (Williams) drehte sich Robert Emery um, riss sein Hemd auf und ließ ein Superman-Shirt zum Vorschein kommen – ein Abschluss, der die Besucher:innen mit einem Lächeln nach Hause gingen ließ.

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin des Kulturbüro Göttingen. Redaktionell verantwortlich sind das Kulturbüro Göttingen sowie dessen Autor:innen.
Verfasser:in

Janine Müller

Journalistin und Autorin beim Kulturbüro Göttingen

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The Music of Hans Zimmer & John Williams

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