Lehrreiche Unterhaltung

»Little People, Big Dreams« mit Samira Yasmin Mwasajone

Veröffentlichungsdatum

Die Kinder sitzen gespannt auf Bänken und Stühlen, als sich laute Musik abspielt und eine Frau mit Kopfhörern und bunter Kleidung auf einem Fahrrad in den Raum hereinfährt. Sie dreht ein paar Runden und bleibt schließlich stehen. Es ist ein gelungener erster Eindruck, den Mwasajone auf diese Weise erzeugt. Die Kinder werden von ihr sofort in den Bann gezogen und warten nun gespannt darauf, wie es weiter geht. Mwasajone zeigt den Kindern die beiden Bücher und beginnt mit dem ersten Teil: Das Leben von Rosa Parks.

Sie fragt, ob die Kinder das Wort »Sklave« kennen. Manche bejahen, andere schütteln den Kopf. Aber alle werden so schon zu Beginn in die Veranstaltung mit eingebunden und Mwasajone erschafft durch diese Interaktivität eine Atmosphäre, in der die Kinder neugierig weiter zuhören. Sie erzählt den Kindern die Geschichte der berühmten Bürgerrechtlerin, wie im Buch, in einfacher, aber akkurater Weise. Dafür schlüpft sie in verschiedene Rollen. Mal ist sie der Busfahrer, der möchte, dass Rosa Parks von ihrem Bussitzplatz aufsteht, mal ein Polizist, mal Rosa Parks selbst. Um die verschiedenen Rollen deutlich voneinander abzugrenzen, wechselt sie ihr Kostüm. Dafür trägt sie zum Beispiel eine Busfahrerkappe oder eine Schirmmütze der Polizei und eine Polizeimarke. Dabei bleibt sie immer aktiv, springt und läuft hin und her und sorgt somit dafür, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der Kinder hat.

Zudem gelingt es ihr, mit einfachen Requisiten die Geschichten, die sie erzählt, zu veranschaulichen. Um den Bus darzustellen, stellt sie Stühle hintereinander und legt verschiedene Zettel mit den Aufschriften »WHITE« und »COLOR« auf sie. Zum Ende holt sie ein großes Schild hervor, auf dem steht: »ES REICHT«. Eine Stellungnahme, die erst durch Mwasajones Rufen und dann dadurch, dass die Kinder mitrufen im Gedächtnis bleibt.

Kinder sind aktiver Teil der Veranstaltung

Weiter zur Unterhaltung und Untermalung der Geschichten trägt auch der Ton bei. Ab und an werden Lieder gespielt, dann ertönt eine laute Polizeisirene und zum Abschluss der Geschichte singt Mwasajone selbst ein kleines Lied. Im Refrain dieses Liedes zeigt sie immer wieder auf verschiedene Kinder im Publikum und sagt ihnen: »Rosa Parks bist du«.

Der zweite Teil der szenischen Lesung ist ähnlich aufgebaut. Nun geht es um Muhammad Ali. Hierfür zieht Mwasajone sich Boxhandschuhe an, holt eine große Hantel hervor und trägt einen Boxer Weltmeistergürtel. Sie erzählt davon, wie der „kleine Cassius“ zum großen Boxweltmeister Mohammed Ali wurde und berichtet auch von seinem Kampf für die Emanzipation der Afroamerikaner. Dafür zeigt sie sein intensives Training, bei dem die Kinder laut mitzählen, wie viele Gewichte gehoben werden. Auch läuft Mwasajone immer wieder an den vorderen Reihen vorbei und lässt die Kinder gegen die Boxhandschuhe schlagen. Am Ende dieser Geschichte greift sie wieder das Lied von vorher auf. Diesmal zeigt sie auf die Kinder und singt: »Muhammad Ali bist du«.

Besonders gelungen ist die Veranstaltung durch die abwechslungsreichen und doch recht einfach gehaltenen Requisiten. Außerdem auch durch Mwasajones schauspielerisches Talent und durch die interaktiven Elemente des Nachmittags, die dafür sorgen, dass die Kinder nicht bloß Zuschauer, sondern aktiver Teil der Veranstaltung werden.

So zeugt schließlich auch der laute und langanhaltende Applaus von dem Erfolg des Nachmittags. Die Veranstaltung ist die erste dieser Art, aber die Verantwortlichen freuen sich auch auf weitere zukünftige Veranstaltungen, etwa im deutschen Theater, in Kindergärten oder in Schulen. Empfehlenswert sind ähnliche Veranstaltungen durch das Zusammenspiel aus Unterhaltung und Information auf jeden Fall.

Verfasser:in

Miriam Bode

Journalistin und Autorin beim Kulturbüro Göttingen

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Im Artikel genannt

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