Lebhafte Begegnungen auf der Güntgenburg

Kultur im Grünen nach dem Motto „Gemeinsam-draußen-etwas erleben!“

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In traumhafter Landschaft zwischen Wieter, den Husumer Teichen bei Hammenstedt und dem Golfplatz Levershausen rund 4 km vom Northeim entfernt in südöstlicher Richtung liegt die Güntgenburg. Man erreicht sie über die Wanderwege des Wieterwaldes oder mit dem Fahrzeug. Für die Anreise mit dem Fahrzeug biegt man auf halber Strecke zwischen Northeim und Hammenstedt in Höhe des Flugplatzes nach Süden ab in Richtung Gesundbrunnen. An der Waldbühne und dem Gesundbrunnen vorbeischlängelt sich die Straße durch den Wald hinauf zum Parkplatz des Ruhewaldes. Von dort erschließt sich in Richtung des Golfplatzes Levershausen der Blick auf die idyllisch in einer Talsenke gelegene Siedlung der Güntgenburg. 

Wer vermutet hat, hier eine alte Burgruine zu sichten, sucht vergeblich. Eine Burg oder Festung gab es hier nie. „Güntgenburg“ ist eine alte volkstümliche Bezeichnung. „Güntje“ kommt aus dem Plattdeutschen und bedeutet Tiefe. Einige hundert Meter von der Güntgenburg entfernt lag einst die Siedlung Clawenhusen. Sie entstand um 800 n. Chr. durch die Herren von Clawen, die in der Nähe von Berka in der Gemeinde Katlenburg-Lindau ihren Sitz hatten, ihre Besitztümer erweiterten und das Land rund um die Güntgenburg urbar machten. Clawenhusen und die Ländereien gingen später über an die Oberlehnsherren von Plesse. Um 1469 kam das Land an das Blasiuskloster Northeim und war ein ehemaliges Vorwerk des Klosterguts Höckelheim. Es wird angenommen, dass die Gebäude damals vom ursprünglichen Bereich am Hang des Wieterberges an die heutige Stelle umgesiedelt wurden. Der Grund hierfür war die Beschaffenheit des sumpfigen Bodens mit einem Bach. An der alten Siedlungsstätte konnte der Boden hingegen für den Getreideanbau genutzt werden. Die volkstümliche Bezeichnung „Güntgenburg“ wurde 200 Jahre nach dem Umzug ins Tal amtlich festgelegt. (Quelle: 1926, Northeimer Heimatblätter).

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Eine grüne Wiese im Landkreis Northeim
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Klaus Hoheisel

Die Güntgenburg liegt idyllisch am Fuße des Wieter-Berges in Northeim, inmitten der Natur, umgeben von Wald und Feldern.

Heute lebt hier Annelie Schmächtig, die vor einigen Jahren mit ihrer Familie aus Hamburg in die die „alte Heimat“ nach Northeim zurückgekehrt ist. Ihre Eltern Klaus und Carmen Issmer haben die Gebäude der Güntgenburg in den 90iger Jahren gekauft. Damals war im Gespräch, die Gebäude abzureißen. Die heutige Aktionswiese und die Kulturscheune auf dem Gelände waren über Jahrzehnte Pferdestall und Koppel. Pächter eines der Gebäude auf dem Gelände, der Steinbruchscheune, sind die Berufsbildenden Schulen 2 in Northeim. Als Berufsschullehrer dort hat der Vater von Annelie Schmächtig, Klaus Issmer, die Scheune nach und nach mit Schülern restauriert und auch darüber hinaus das Gelände für praxisnahe Schulprojekte genutzt. 

Annelie Schmächtig ist es zu verdanken, dass das weitläufige Gelände der Güntgenburg, das viele Wanderer am Wegrand schon immer als Blickfang kennen, nun als Kultur- und Begegnungsstätte genutzt wird. Seit 2022 organisiert sie hier mit zahlreichen anderen Akteuren und Mitstreiterinnen im Sommer ihre Veranstaltungsreihe „Konzert mit Kaffeekränzchen“ im Grünen, stets an einem Sonntagnachmittag von 15 bis 18 Uhr. Bei gutem Wetter draußen auf der Wiese mit der „Bühne“ unter einem schattigen Kirschbaum. Bei ungünstiger Witterung oder Regen kann in die urige Vereinsscheune ausgewichen werden. Das Ambiente dort vermittelt mit der wilden Mischung aus Tischen, Stühlen, Sesseln und all den Utensilien im Raum und an den Wänden Flohmarkt-Feeling.

Hinter den Angeboten steht der 2021 von Annelie Schmächtig und ihrer Familie gegründete Verein „Güntgenburg e.V.“, der und 20 Mitglieder hat. Das Vereinsmotto lautet: „Gemeinsam-draußen-etwas-erleben“. Dem Verein ist es wichtig, diesen einmaligen Ort inmitten der Natur Ort mit dessen Lebensgefühl mit anderen zu teilen. 

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Ein Konzert in der Veranstaltungsscheune Gutenburg
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Klaus Hoheisel

Das Konzert von KUSHEVA im Juli fand in der Scheune statt. Dort kann man der Musik lauschen und gleichzeitig sich an kulinarischen Leckereien erfreuen.

Bewusst ist der Sonntag als Veranstaltungstag gewählt. Angesprochen werden sollen vor allem Familien mit Kindern. Das Gelände der Güntgenburg verwandelt sich an den Sonntagnachmittagen für einige Stunden zu einem großen Familienfest mit Festivalcharakter. Riesenseifenblasen treiben über die Köpfe der Besucherinnen hinweg. Kinder schaukeln an Seilen und Bäumen. Katzen räkeln sich auf der Wiese. Man kann Schweine und Ziegen beobachten. Es wird Fußball gespielt und Spielgeräte sowie eine Fahrt mit der gelben Kutsche bieten viele Möglichkeiten für Aktivitäten. Die Kinder können wild auf der Wiese toben und die Eltern genießen derweil ein Konzert.

Viele der Besucherinnen und Besucher kennen sich oder lernen sich kennen. Alte Bekannte treffen sich wieder und neue Freundschaften können entstehen. Viele verbinden das Kulturerlebnis mit einer Fahrradtour oder Wanderung. Dazu gibt es an und in der Scheune verschiedene selbst gebackene Kuchen, Waffeln, kleine Speisen, Bratwurst und Getränke zu familienfreundlichen Preisen. Zum Konzept des Vereins passt, dass bei den Veranstaltungen kein Eintritt erhoben wird. Zur Finanzierung der Musik wird in einer „Schatztruhe“ gesammelt. „Der Schatz“ in Form von freiwilligen Gaben ist meist zur Freude der Musikerinnen und Musiker groß genug. Seit dem Juni 2024 wird das „Konzert und Kaffeekränzchen“ von der LAG Rock e.V. zur zusätzlichen Finanzierung der Gagen und der weiteren Kosten gefördert. Die Kreis-Sparkasse Northeim hat zur Finanzierung des Stromkastens für Veranstaltungen beigetragen.

Das musikalische Programm in entspannter Atmosphäre wird überwiegend von Singer & Songwriterinnen bestritten. Einige kommen aus der Region. So sind schon Michael Eilers aus Northeim, Gina Günter (KAUNOKA) aus Osterode, KUSHEVA aus Einbeck und die Band „Railroad Celebration“ aufgetreten. Andere machen auf ihren Reisen von Süd nach Nord und West nach Ost Station auf der Güntgenburg. Der Sonntagnachmittag ist auch dafür ein guter Termin im Veranstaltungskalender.

Im Vereinslogo von „Güntgenburg e.V.“ ist die Schwalbe zu sehen. Das hat einen Grund. Auf der Güntgenburg ist eine große Schwalbenkolonie angesiedelt. Die abenteuerlustigen Vögel prägen das Bild am Sommerhimmel über der Güntgenburg. 

Annelie Schmächtig: „Die Schwalbe ist zwar ortstreu und das über Generationen, jedoch begibt sie sich in jedem Herbst auf eine lange gefährliche Reise ins ferne Afrika, wo sie überwintert, um pünktlich zum Frühling wieder mit dem Brüten zu beginnen und die schöne Jahreszeit mit ihrem fröhlichen Zwitschern einzuläuten. Sie steht für uns unter anderem als Symbol für die Verbindung von Kulturen und Menschen. Kultur und Naturerleben für alle! Menschen mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam draußen sein, sich wohlfühlen, sich unkompliziert begegnen und eine gute Zeit erleben. Wir möchten eine Verbindung herstellen zwischen dem Stadt- und dem Landleben, generationsübergreifende, inklusive Begegnungen ermöglichen und die Teilhabe an Natur und Kulturangeboten fördern. Kommt also mit Hund, Oma, Kindern oder solo!“

Der Verein Güntgenburg e.V. möchte mit seinen Angeboten rund um das Thema Kultur & Natur „seinen“ Ort beleben und eine Stätte der Begegnung schaffen. Die Menschen sollen raus in die Natur gelockt werden und den Besuch eines Konzertes mit einem Naturerlebnis verbinden.

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Eine Gruppe von Menschen des Vereins Güntgenburg e.V
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Klaus Hoheisel

Das Team derer, die die Veranstaltungen auf der Güntgenburg unterstützen, ist groß und immer offen für helfende Hände. Immer dabei: Annelie Schmächtig (ganz links).

Mit diesem Ziel und der Umsetzung nun schon in der dritten Saison sind Annelie Schmächtig und ihr engagiertes Team eine Bereicherung der Kulturszene für Northeim und Umgebung. Der Verein will sich weiter bekannt machen und arbeitet an einer Ausweitung der erlebnispädagogischen Angebote. So soll der Bach auf dem Gelände renaturiert und ein barrierefreier Wasserspielplatz für alle eingerichtet werden. Die Anschaffung eines barrierefreien Toilettenwagens ist geplant. Dieser soll auch von anderen Veranstaltern im Landkreis Northeim genutzt werden können. 

Aktuell gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund. Das inklusive Projekt „wir machen mit“ findet jeden Donnerstag und Freitagnachmittag auf dem Gelände statt und die Natur und das Gemeinsamsein können genossen werden. Kinder im Grundschulalter mit und ohne Behinderung können durch die Projektmitarbeiterinnen auch ohne ihre Eltern betreut werden. In den Ferien gibt es ein weiteres Betreuungs-Programm.

Ein spannendes Ziel für die Zukunft ist ein gemeinsam mit anderen Kulturanbietern aus dem Landkreis Northeim organisiertes Festival auf der Güntgenburg. Das weiträumige Gelände inmitten der schönen Natur bietet sich dafür geradezu an. Und natürlich soll es auch in den kommenden Jahren die „Konzert & Kaffeekränzchen“ Veranstaltungen geben.

Verfasser:in

Klaus Hoheisel

Kulturveranstalter und Autor im kulturis-Magazin

Fokus

Fokus

Im Artikel genannt

Im Artikel genannt

KAUNOKA

Keltische Harfe, Drehleier und Gesang

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Außenaufnahme der Schneu der Güntgenburg Northeim
Konzert

Konzert und Kaffeekränzchen im Grünen

Jeden letzten Sonntag im Monat ab 15:00 Uhr

Der Verein Güntgenburg e.V. möchte mit Angeboten rund um das Thema Natur & Kultur, den Ort Güntgenburg beleben und einen Ort für Begegnungen schaffen. Die Menschen sollen raus in die Natur gelockt werden und den Besuch eines Konzertes mit einem Naturerlebnis verbinden. Kommt mit dem Fahrrad oder...

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