Was ist das Besondere an einem Modellprojekt? Wir denken, es ist der Versuch, für ein regionales Problem eine modellhafte Lösung zu entwickeln, die in andere Regionen übertragen werden kann! So verstehen wir zumindest die Modellhaftigkeit von kulturis.
Und weil wir glauben, dass unsere Idee von kulturis auch für andere Regionen nutzbar ist, sind wir ausgeschwärmt und haben unser Projekt auf der Internationalen Kulturbörse in Freiburg vorgestellt. Wir wollen euch in diesem Artikel ein paar Einblicke hierzu geben und können schon soviel verraten: wir waren dort nicht die Einzigen aus Südniedersachsen 😀.
Öffentliche Mittel effizient einsetzen
kulturis wird im Rahmen des Förderprogramms „Heimat 2.0“ maßgeblich aus Mitteln des Bundes gefördert und ist in diesem Programm eines von 16 Modellprojekten, die mithilfe von Digitalisierungsmaßnahmen die Lebensbedingungen in ländlichen und strukturschwachen Räumen verbessern wollen.
Ziel des Förderprogramms ist es auch, dass modellhafte Lösungen in andere Regionen übertragen werden können, weshalb technische Entwicklungen als sogenannte „Open Source Software“ veröffentlicht werden sollen. Open Source bedeutet, dass der Programmcode einer Software frei verfügbar ist, was eine Überprüfung, Veränderung und Nutzung der Software durch andere Menschen ermöglicht.
Damit folgt das Förderprogramm einem Prinzip, welches zunehmend bei öffentlichen Förderungen zu beobachten ist: Öffentlich Gelder sollen effizient und nachhaltig genutzt werden. In Hinblick auf Softwareentwicklung bedeutet dies, dem Grundsatz „Public Money – Public Code“ zu folgen, also Software für die freie Nachnutzung zur Verfügung zu stellen, wenn sie aus öffentlichen Mitteln finanziert wurde. Welche Vorteile dies mit sich bringt, beschreibt die Free Software Foundation Europe (ein Verein, der sich für freie Software einsetzt) in diesem Video.
Aber was hat freie Software nun mit Kultur zu tun?
Viele Regionen eint, dass es dort eine aktive und vielfältige Kulturszene gibt, die noch immer mit den Nachwirkungen von Corona zu kämpfen hat. kulturis will Kultur sichtbarer machen und zu Kulturbesuchen inspirieren – und wir wollen, dass dies in anderen Regionen auch gelingt!
Durch unsere technische „Vorarbeit“ und die Veröffentlichung als Open Source Software, ist es für andere Regionen deutlich einfacher und günstiger, ein solches Portal zu realisieren. Zudem kommen Weiterentwicklungen allen Regionen zu Gute, die diese Software einsetzen und zusätzliche Funktionen entwickeln. So können auch andere (ländliche) Regionen von den Erfahrungen und Ergebnissen von kulturis profitieren.
Wie macht man eine regionale Plattform „übertragbar“?
Um die Funktionen von kulturis auch in anderen Regionen nutzbar zu machen, haben wir von Anfang an zwei Produkte entwickelt: kulturis für Südniedersachsen und OpenCulturas für „die restliche Welt“. OpenCulturas kann frei von anderen Regionen genutzt werden und bildet die technische Basis für kulturis. Damit eine Übertragbarkeit ermöglicht wird, werden viele Entscheidungen getroffen, die nicht nur die Bedürfnisse der Region Südniedersachsen im Blick haben, sondern immer auch die Frage stellen „was brauchen andere Regionen?”.
Um zu prüfen, ob OpenCulturas auch in anderen Regionen zum Einsatz kommen kann, gingen wir auf die Suche nach weiteren Anwendungsszenarien. Im Dezember 2021 kam es so zur Zusammenarbeit mit dem Landeszentrum Freies Theater Sachsen-Anhalt (LanZe), die OpenCulturas nutzen, um „Theatris“ – die Plattform für freies Theater in Sachsen-Anhalt umzusetzen. Nachdem kulturis Ende September 2022 startete, konnten wir schon zwei Monate später zum Start von Theatris gratulieren und es wurde deutlich: ja, das Konzept ist übertragbar!
Nun sollten auch andere Regionen von OpenCulturas erfahren! Hierfür haben wir gemeinsam mit der Agentur „CoWAIN“ (die für uns OpenCulturas und kulturis entwickelt) einen Stand auf der Internationalen Kulturbörse Freiburg aufgebaut.
Die Kulturbörse Freiburg – Treffpunkt von Kulturschaffenden und Veranstalter:innen
Die Kulturbörse Freiburg existiert seit 1989 und ist mittlerweile die größte Fachmesse für Kulturproduktionen unterschiedlichster Art. Am Sonntag den 22. Januar 2023 wurde die 35. Kulturbörse mit einer großen Gala eröffnet, auf die drei Messetage folgten. Über 300 Kulturschaffenden und Service-Anbietern präsentierten sich mit Ständen und in über 130 Live-Auftritten konnte das breite Kulturangebot der Teilnehmenden bestaunt werden.
Unter ihnen war auch der Göttinger Figurentheaterspieler Christoph Buchfink vertreten, den wir direkt im Messefoyer antrafen und bei seiner Arbeit beobachten konnten. Er präsentierte sein Mikrodrama „Komplettschaden“, bei dem die Zuschauer:innen in einer fantasievollen 4-Minuten-Geschichte eine Reise in das Herz eines Motorblocks unternehmen und dessen ungeahnten Bewohner kennen lernen. In naher Zukunft ist „Komplettschaden“ in Südniedersachsen nicht zu sehen, aber Christoph Buchfink tourt mit vielen anderen Stücken!
Viele Veranstalter:innen nutzen die die Messe, um Acts für die kommenden Jahre zu buchen und neue Künstler:innen zu entdecken. Unser Ziel war es, eben jene Veranstalter:innen – von denen viele für Städte und Gemeinden arbeiten – auf OpenCulturas aufmerksam zu machen. Neben Veranstalter:innen kamen wir aber auch mit vielen Kulturschaffenden, Agenturen und Verbänden ins Gespräch und erhielten so viele Anregungen dazu, in welchen Kontexten OpenCulturas noch eingesetzt werden könnte, sei es für große Theater oder Agenturen mit einem breiten Portfolio.
Unser Fazit nach drei langen Messetagen ist positiv: viele Kontakte und tolle Gespräche haben zu vielen Anregungen und Impressionen geführt und die Zukunft wird zeigen, ob sich daraus weitere Plattformen die auf OpenCulturas basieren entwickeln.
Wer mehr über die Open Source Software „OpenCulturas“ die hinter kulturis steckt erfahren möchte, findet weitere Informationen unter openculturas.org.
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