Eine Vase, ein Buch, ein Armband, eine Haarlocke. Christian Riemenschneider folgt den Spuren von Objekten, die während der NS- und Kolonialzeit unrechtmäßig in die Bestände von Museen und Archiven gekommen sind. Der Film Fragl. Herkunft ergründet in essayistischer Form ihre fragmentierten Geschichten und gibt dabei Einblicke in die Ermittlungs- und Restitutionsarbeit der Provenienzforschung in Südniedersachsen.
Über die Entstehung des Films
„Die Depots der Museen sind voll von Geschichten. Vielen Gegenständen sieht man ihre „Lebensgeschichte“ nicht an. Dass manche Dinge ihren Eigentümern unrechtmäßig entzogen wurden – als Juden, SPD-Mitgliedern, Freimaurern oder Zwangsarbeitern z.B. – wissen wir jetzt nach mehreren Jahren Forschung“, so der Provenienzforscher Dr. Christian Riemenschneider vom Landschaftsverband Südniedersachsen.
Er untersuchte Museen in Südniedersachsen auf sogenanntes NS-Raubgut. Im Film schildert er seine Vorgehensweise, man sieht ihn auf Spurensuche in Archiven oder auf Friedhöfen. Er schafft es, manche Gegenstände ausführlich zum Sprechen zu bringen, z.B. eine Ortschronik, in der nach der Deportation der jüdischen Eigentümerfamilie Plaut heute noch ein Lesezeichen an der Stelle zur jüdischen Ortsgeschichte liegt.
Konzipiert und erstellt hat den Dokumentarfilm die Göttinger Produktionsfirma Akinema zusammen mit Christian Riemenschneider. Die Kulturanthropologen Janek Totaro und Johannes Kohout von Akinema haben sich auf filmische Wissenschaftsvermittlung spezialisiert. Herausgekommen ist ein Portrait der Povenienzforschung in Südniedersachsenn, das nach der Premiere im Göttinger Méliès-Kino von ZuschauerInnen mit „einfühlsam“, „ruhig“ und „bildstark“ beschrieben wurde.
Nach der Präsentation auf mehreren Filmfestivals kann die Dokumentation nun kostenlos auf kulturis.online gestreamt werden.
Der Film wirft einen Blick hinter die Kulissen der Museen, ermöglicht einen Einblick in die detektivische Forschungsarbeit und zeigt auf, warum Rückgaben von Museumsgegenständen an die Nachfahren der früheren Eigentümer sowohl „Heilung“ als auch neue Probleme mit sich bringen können.
Ein Film von: Janek Totaro, Johannes Kohout & Christian Riemenschneider
In Kooperation mit den Stadtmuseen Einbeck, Alfeld, Uslar, Osterode
Übersetzung: Janek Totaro, Johannes Kohout, Christian Riemenschneider
Gefördert durch: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Landschaftsverband Südniedersachen e.V.
Produktionsfirma: AKINEMA
Deutschland 2022 / 51Min / Digital 2K, 1440p 24fps / Deutsch [Engl. Subs]
Janek Totaro und Johannes Kohout sind Dokumentarfilmer und Visuelle Anthropologen (M.A.). Seit 2015 arbeiten sie gemeinsam an der Schnittstelle von Film und Wissenschaft. 2019 gründeten sie die Produktionsfirma AKINEMA mit Sitz in Göttingen. Im Mittelpunkt stehen dokumentarische Produktionen, die Forschungsarbeit sichtbar machen und reflektieren.
Christian Riemenschneider arbeitet als Provenienzforscher für den Landschaftsverband Südniedersachsen e.V. in Göttingen.
Fokus
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