Flucht aus dem Alltag durch anmutige Träume

GSO-Kammerkonzert »Anmutige Träume« am 11. November 2024

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In einer Zeit, in der Musik überall und immer über Streaming-Dienste oder auch durch Radio verfügbar ist, bleibt die Faszination der Live-Performance jedoch unübertroffen. Es sind die Momente, in denen man die Emotionen und die Leidenschaft der Musiker:innen erleben kann – etwas, das keine Aufnahme vollkommen zu transportieren vermag. Umso schöner ist es, die Möglichkeit der Live-Musik an einem gewöhnlichen Montagabend in Göttingen erleben zu dürfen. Dabei haben Streichinstrumente die besondere Fähigkeit, eine große Bandbreite an Emotionen und Farben zu erzeugen – von zarten, fließenden Tönen bis hin zu kraftvollen, dramatischen Klängen. Auch im Zusammenspiel eines Streichquartetts können sie Gefühle auf eine eindrückliche Weise transportieren. Es entsteht ein Dialog zwischen den Musiker:innen, der das Publikum unmittelbar berühren kann.

Dass ein Streichquartett mehr als die Summe seiner Teile ist, hier in der Besetzung aus zwei Violinen (Nazelí Gabriela Arsenyan und Angelina Nalbantova), einer Viola (Yair Lantner) und einem Violoncello (Joanna Kielar-Zachɫod), wurde am Abend des 11. Novembers im Alten Rathaus in Göttingen in Form eines Kammerkonzertes des Göttinger Symphonie Orchesters unter Beweis gestellt. 

Unter dem Titel »Anmutige Träume« standen zwei Werke auf dem Programm, die live erlebt werden durften. Zu Beginn startete das Streichquartett mit dem »langsamen Satz für Streichquartett« von Anton Webern, dass ein frühes Werk des österreichischen Komponisten darstellt. Es besticht durch seine zarte und zugleich intensive Melodik, die eine innere Ruhe und gleichzeitig eine dramatische Spannung erzeugt. Es ist eine Musik, die von den stillen Momenten lebt, in der jede kleinste Nuance zählt und die das Streichquartett des Göttinger Symphonieorchesters mit viel Gefühl und Präzision meisterte.

Nach diesem Auftakt entführten die Kammermusiker:innen das Publikum in die Welt von Franz Schubert. Das »Streichquartett Nr. 13 in A-Moll, D 804 Rosamunde« gehört zu den bekanntesten Streichquartetten des Komponisten. Schubert, der in seiner Musik die Kunst beherrschte, zwischen verträumter Leichtigkeit und tiefem emotionalen Ausdruck zu wechseln, fordert die Musiker:innen hier auf, sowohl technische Finesse als auch ein hohes Maß an emotionaler Tiefe zu zeigen. Denn es gab Momente, in denen der Klang des Streichquartetts fast zu fließen scheint, während an anderen Stellen die Musik mit kraftvollen Akzenten und Wendungen geradezu hervorbrach. Die Fähigkeit, diese Extreme zu meistern, zeigte sich in jedem einzelnen der Musiker:innen und wurde durch einen großen Applaus des Publikums gewürdigt.

Inmitten aller Musik war es jedoch auch die Atmosphäre des Abends, die eine willkommene Auszeit vom Alltag bot. Der hektische Wochenbeginn geriet plötzlich in den Hintergrund, als die ersten Töne das Alte Rathaus erfüllten. Es war der perfekte Moment, um einfach mal durchzuatmen, sich fallen zu lassen und in der Musik aufzugehen. Einige Besucher:innen veranlasste dies auch dazu die Augen zu schließen, um die Musik vollends genießen zu können. Was das Konzert daher zu etwas Besonderem machte, war nicht nur die große Virtuosität der Musiker:innen, sondern auch der Raum, den sie für das Publikum schufen – ein Raum, in dem Alltagsstress keine Rolle spielte und in dem man ganz dem Motto nach zu träumen beginnen konnte.

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin des Kulturbüro Göttingen. Redaktionell verantwortlich sind das Kulturbüro Göttingen sowie dessen Autor:innen.
Verfasser:in

Jasmin D'Amico

Journalistin und Autorin beim Kulturbüro Göttingen

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