Mit Riesen und Zwergen für Demokratie

40. Figurentheatertage in Göttingen beginnen am Samstag, 8. Februar

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Wenn Riesen, Zwerge oder fliegende Fische die Bühnen in Göttingen bevölkern, dann beherrschen die Figurentheatertage die Stadt. In diesem Jahr feiert das Festival für junge und ältere Menschen sein 40-jähriges Jubiläum. In der Zeit von Samstag, 8.2., bis Sonntag, 23. 2., möchte Festivalleiterin Marie Gottschalck dem Publikum eine Mischung aus „best of“ und nie da Gewesenem präsentieren. „Vorhang auf“ heißt es mit einem großen Maskenumzug.
Mit Masken und einem Walking-Act des Northeimer Theaters der Nacht sowie der Trommelgruppe Sambatida zieht der Umzug am Samstag, 8.2., um 11 Uhr vom Neuen zum Alten Rathaus. „Sie wollten schon immer mit Masken und schrägen Kostümen an einem Straßenumzug teilnehmen? Kein Problem“, lädt die Festivalbroschüre alle ein, die Lust haben einmal mitzumachen, egal ob mit oder ohne Verkleidung. Schon im 15 Uhr präsentieren die Artisanen mit dem Puppenspiel „Frederick“ im Lumière ein erstes Highlight für Träumer ab vier Jahren. Mit einer „humorvollen und ästhetisch-sinnlichen Reise“ - „Deus Resing“ vom Theater Blaues Haus - geht es um 20 Uhr im Alten Rathaus weiter. Wo geht es hin mit der Menschheit, fragen Stella Jabben und Volker Schrills mit ihrem Spiel und ihren Figuren. Von da an folgen Schlag auf Schlag neue Puppen, andere Techniken und Spielideen. Insgesamt gehen mit dem Eröffnungsumzug in 16 Tagen 28 Events über die Bühne.

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Im August vergangenen Jahres hat Marie Gottschalck im Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen begonnen und damit die Leitung des Festivals übernommen. Seither hat sie alle Hände voll zu tun, die 40. Figurentheatertage in der Stadt an der Leine vorzubereiten. Dabei hat sie sich von der Frage leiten lassen, was solch ein Festival bedeute und wie sie Schwerpunkte setzen könnte. Sie versuchte, eine gute Mischung zwischen bereits bekannten Highlights und vielversprechendem Neuen zu finden.
In neun Spielstätten werden sich die Spieler mit ihren Puppen, Masken und Klängen präsentieren, vom GDA Wohnstift über Literaturhaus und Lumière bis ins Alte Rathaus und die Göttinger Theater. Gottschalck freut sich, dass sie den Werkraum des Boat People Projekts als neue Spielstätte dazugewinnen konnte. Mit der professionellen Technik dort bliebe für die Künstler kaum ein Wunsch offen, ideales Terrain für Youngster Hannah Elischer. In ihrer Diplominszenierung zum Studienabschluss „Sturzflug“, zeigt sie Masken- und Puppenspiel, auch digitale Medien kommen zum Zuge.
Mit der Backstage-Komödie „Fifty Shades auf Gretel“ ist laut Gottschalck eine Vorstellung vom Theater Blaues Haus wie gewohnt in kürzester Zeit ausverkauft gewesen. Auch „LIFE.stories“, ein szenischer Reigen über „Liebe, Tod und Taxifahren“ von Marc Schnittger und „Macbeth für Anfänger“ von Thalias Kompagnons sieht sie als Beispiele für die vielen Highlights. Nur mit der Vorarbeit ihrer Vorgängerin Stephanie Wedekind, die die Figurentheatertage von 2918 bis 2024 leitete und von dort als Dramaturgin ans Deutsche Theater wechselte, sei es möglich gewesen, das vielseitige Programm zusammenzustellen. Hinzu kamen Empfehlungen vom „Förderverein Göttinger Figurentheatertage“ und ausdauernde Videosichtungen. Mit ihrem Studium der szenischen Künste in Hildesheim und Theatererfahrung als Regieassistentin und Regisseurin hat Gottschalck das nötige Knowhow mitgebracht. Auch wegen der derzeitigen Kürzungen im Kultur-Bereich habe sie sich entschieden, von der Seite der Schöpfer kultureller Events auf die Seite der Kultur-Ermöglicher zu wechseln.
In für die Kultur nicht so rosigen Zeiten wirft Gottschalck für das Festival ein Pfund auf die Bühne: Zu 95 Prozent könne sich das Festival aus eigener Kraft finanzieren. Die Stadt liefere sie als Festivalleitung und stelle die eigenen Spielstätten wie zum Beispiel das Alte Rathaus zur Verfügung.

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Marie Gottschalck vom Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Ute Lawrenz

Marie Gottschalck vom Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen organisiert die Jubiläumsedition der Göttinger Figurentheatertage

Begeistert hebt Gottschalck die aus ihrer Sicht gute Kooperation mit anderen Veranstaltern von Kunstevents hervor und nennt Lumière und Méliès für viele.  Auch der Förderverein trage mit seinen rund 90 Mitgliedern und einem achtköpfigen Vorstand, der zur Hälfte aus ehemaligen Festivalleitern mit Festivalgründerin Rosi Brauns bestehe, entscheidend zum Gelingen der Theatertage bei, hebt Marie Gottschalck begeistert hervor. Eine aktive Gruppe der Fördermitglieder engagierten sich als Einlasspersonal, sie übernähmen Dienste an der Bar, sie verkauften die Eintrittskarten. Manch ein Mitglied nehme sich zwei Wochen Urlaub, um komplett für die Figurentheatertage da zu sein. In seiner 40-jährigen Geschichte konnte sich da viel entwickeln.
Als die Stadt Göttingen begonnen habe, Kulturangebote für die Bürger zu machen, habe das Figurentheaterfestival seinen Anfang genommen, weiß Gottschalck. Als Impulsgeber nennt sie das Theater Gingganz. Wer von den Künstlern am längsten mit im Boot sei, ist für Gottschalck schwer zu sagen. Über die Entwicklung des Festivals, viele schöne und sicher auch skurrile Momente, können die früheren Leiterinnen, Rosi Brauns und Christiane Mielke, beim Erzählcafé am Sonntag, 9. Februar, um 17 Uhr im Méliès viel erzählen.

Einer der seit vielen Jahren immer wieder dabei ist, ist der Göttinger Puppenspieler Christoph Buchfink mit dem Buchfink-Theater. Mit seinem ersten Roman für Grundschulkinder feiert er in diesem Jahr eine besondere „Premiere“. Im Rahmen des Angebots für Kindergärten und Grundschulen zeigt er die bereits erprobte gefährliche Reise des Zwergenmädchens Lykke Eira auf der Bühne und macht so den Klimawandel auch für die jüngsten Zuschauer greifbar. Aus seinem gleichnamigen Roman „Lykke Eira – Zwergenreise“ mit eigenen Illustrationen, der parallel zu den Figurentheatertagen im Februar 2025 erscheint, liest er in einer Kooperationsveranstaltung des Jungen Literarischen Zentrums Göttingen am Sonntag, 16.2., um 16.30 Uhr im Literaturhaus.
Für alle, die bei der großen Nachfrage keine Karten mehr ergattern, aber trotzdem dabei sein wollen: Das können sie nicht nur beim Maskenumzug oder beim Erzählcafé, sondern auch bei der Plakat-Schnitzeljagd als Gewinnspiel. Plakate aus den 40 Festivaljahren hängen in rund 30 Innenstadtläden und sollen in zeitlicher Folge einen passenden Lösungssatz ergeben. Wer diesen Satz bis zum 21.2. per Mail an goettingerfigurentheater-gewinnspiel@web.de richtig einschickt, kann noch Karten für das letzte Festivalwochenende, 22. und 23.2., gewinnen – zwei glückliche Gewinner wird es geben. Sie können am Abschluss-Wochenende in Begleitung zwei Vorstellungen ihrer Wahl genießen. Vielleicht wählen sie „Der Hoffnungsvogel“ von „Mensch, Puppe!“ Über die Vorstellung für Kinder ab sechs Jahren am Wahltag freut sich Marie Gottschalck besonders – Demokratie sei hier ein wichtiges Thema.

Verfasser:in

Ute Lawrenz

Journalistin und Autorin des kulturis-Magazins

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Im Artikel genannt

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Plakat 40. Göttinger Figurentheatertage
Veranstaltungsreihe

40. Göttinger Figurentheatertage

Die Göttinger Figurentheatertage feiern 2025 ihr 40-jähriges Bestehen! Von Samstag, 8. Februar 2025, bis Sonntag, 23. Februar 2025, werden die Figurentheatertage auf besondere Weise die Göttinger Bühnen mit ihrer einzigartigen Atmosphäre füllen. Gespielt wird im Alten Rathaus, im Kinotheater Lumière...

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