Eine musikalische Zeitreise

Vahrenwalder Kammerchor Hannover zu Gast in der Freitagsmusik

kulturis ist ein nicht-kommerzielles Kulturportal und auf deine Unterstützung angewiesen!

Veröffentlichungsdatum

Dass der hauseigene Kammerchor der St. Jacobi Kirche am Freitag dem 23. leider verhindert war, sollte sich noch als besonders positive Überraschung herausstellen. An seiner statt trat nämlich der Vahrenwalder Kammerchor Hannover auf, der 1997 gegründet wurde und zurzeit aus 15 bis 20 Sänger:innen besteht. Dieser nahm die Gäste in der Kirche unter dem Sammelbegriff »Missa« mit auf eine Exkursion durch Vokalmusik der vergangenen Jahrhunderte.

Der im Programm angegeben stilistischen Ausrichtung des Chors auf klassische Chormusik vom 16. bis zum 21. Jahrhundert kam der abendliche Auftritt dabei in jeder Hinsicht nach. Eröffnet wurde das Programm wie in der Reihenfolge der christlichen Liturgie mit Giovanni P. da Palestrinas Kyrie aus seinem Messewerk »Missa Papae Marcelli«. Es folgten das Gloria von Felix Draeske und das Credo von Einojuhani Rautavaara sowie Sanctus und Benedictus von Francis Poulenc und zuletzt das Agnus Dei von Frank Martin aus dem 20. Jahrhundert. 

Mit dieser Zusammenstellung erschuf der Vahrenwalder Kammerchor für sein Publikum auf schöpferisch-kreative Weise ein eigenes einzigartiges Messestück, zusammengestellt ist aus den einzelnen Komponenten unterschiedlicher Kompositionen, wodurch unterschiedliche Jahrhunderte der Musikgeschichte auf besondere Art und Weise vereint werden konnten.

Diese Vereinigung unterschiedlicher Epochen funktionierte auch deshalb so natürlich wegen der künstlerisch-vokalischen Darbietung und Leistung der Sänger:innen. Unter der Leitung des Kirchenmusikers Arno Janssen erweckten diese die altertümlichen Texte der eigentlich längst für tot erklärten lateinischen Sprache ehrfurchtserweckend zum Leben. Die vier Stimmen des Chores ermöglichte eine abwechslungsreiche und gleichzeitig harmonische auditive Erfahrung, die zudem durch die wechselhafte Positionierung der Musiker:innen verstärkt wurde. Das sowohl einreihige als auch zweireihige Auftreten der Sänger:innen, was zudem mit einer alternierenden Anordnung von Männer- und Frauenstimmen einherging, resultierte hierbei in einer beeindruckenden visuellen sowie akustischen Vielfalt, die mehrfach den Applaus des Publikums für sich gewinnen konnte. Die anmutigen und präzisen Bewegungen des Dirigenten verdienen zuletzt ebenfalls Erwähnung und Anerkennung. Unter seiner souveränen Führung zeigten alle Mitglieder des Chors die Fähigkeit, komplexe polyphone Passagen in perfekter Synchronisation darzubieten, was die besondere Kompetenz aller Beteiligten nochmals besonders herausstellt.

Final ist also anzuführen, dass dem Göttinger Publikum an diesem Abend eine meisterhaft dargebotene musikalische Reise durch die Epochen von Renaissance bis Moderne geboten wurde.

Der Vahrenwalder Kammerchor, der ansonsten überwiegend im Kreis Hannover auftritt, konnte auswärts mit einprägsamer Stimmkunst und gesanglicher Präzision überzeugen und bewies damit, dass er auch überregionales Publikum vollends von sich überzeugen kann.

Kulturbüro

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin des Kulturbüro Göttingen. Redaktionell verantwortlich sind das Kulturbüro Göttingen sowie dessen Autor:innen.
Verfasser:in

Antonia Fiege

Journalistin und Autorin beim Kulturbüro Göttingen

Fokus

Fokus

Im Artikel genannt

Im Artikel genannt

Kommentare

Kommentare