Der kleine Botanische Garten im Alten Rathaus

Konzert »England« im Alten Rathaus

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Am 4. September fand auf seiner Reise durch Europa eine weitere Station des Göttinger Barockorchesters im Alten Rathaus Göttingen statt. »England« hieß das Motto, dass Henning Vater und Saskia Niehl (Violinen), Konstanze Waldosch (Violoncello) und Sabine Erdmann (Cembalo) zum Klingen brachten.

Auf dem Programm standen Namen, die natürlich nicht fehlen dürfen. In Göttingen zählt auf jeden Fall Georg Friedrich Händel zu den englischen Komponisten, widmen sich doch die Göttinger Händel-Festspiele überwiegend den Kompositionen aus seiner Zeit in London. In diesem Sommerkonzert gab es die Triosonate in B op. 2 Nr. 3 gleich zum Auftakt und später die Triosonate in A op. 5 Nr. 1 zu hören. Und wie bereits beim ersten Konzerte im August (»Italien«) sprang auch hier gleich zu Beginn der Funke über auf das Publikum in der gut besuchten Rathaushalle. Da passten die weiteren englischen Komponisten William Boyce und Henry Purcell wunderbar. Sabine Erdmann begeisterte in  ihrem Solo-Beitrag mit Purcells Suite Nr. 4 in a.

Etwas weniger bekannt ist der Name Johann Christoph Pepusch. Der international agierende deutsche Komponist lebte von 1667 bis 1752. Im Jahr 1704 etablierte er sich in London, wo er bis zu seinem Tod lebte. In seiner »Sonata à 4 in g» steht vor allem der reiche Einsatz von Kontrapunkt und ein starkes Fundament durch den Basso Continuo im Mittelpunkt. Zu stark für die Gambe von Kontanze Walbusch: gleich nach Beginn des Werkes riss eine der Darmsaiten ihres Instruments. So wurde kurzerhand das Programm verschoben, damit sie in der Pause eine neue Saite aufziehen konnte. Weiter ging es mit den Stücken, in denen ihr Cello zum Einsatz kam.

Auch der schottische Komponist James Oswald ist hierzulande eher wenig bekannt. Dabei wurde er für König Georg III. zum Kammerkomponisten berufen. Er verwendete in seinen Werken volksmusikalische Themen und verwob sie mit der europäischen Kunstmusik. Aus dem Zykuls »Airs fort he Seasons« erklang die »Airs for Autumn« - und das war fast der Höhepunkt des Abends: in kleinen Miniaturen wurden verschiedene Blumen vertont. Noch nie klang eine Glockenblume so schön. Henning Vater und Saskia Niehl zauberten auf ihren Violinen einen kleinen botanischen Garten in den Rathaussaal, der herzerwärmend war.

Etwas italienisch wurde es mit dem »Balletto da camera« von Robert Valentine, auch bekannt als Roberto Valentini, der den Großteil seiner Karriere in Italien verbrachte.

Anders ist es bei dem italienischen Komponisten Francesco Geminiani, der in England wirkte. Sein Arrangement »When Phoebus Bright« verbindet höfische und populäre Musik seiner Zeit – die Mitglieder des Göttinger Barockorchesters forderten beinahe um Tanz auf. 

Das Quartett auf der Bühne des Alten Rathaus zeigte Barockmusik mit großer Spielfreude. Erstmals wirkte die Violinistin Saskia Niehl mit, die bereits häufiger im Clavier-Salon zu Gast war und im letzten Jahr mit ihrer Interpretation des Violinkonzertes von Tschaikowsky begeisterte. Ihr Auftakt zusammen mit dem Göttinger Barockorchester verlang nach mehr mit dieser vielseitig begabten Violinistin. 

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin des Kulturbüro Göttingen. Redaktionell verantwortlich sind das Kulturbüro Göttingen sowie dessen Autor:innen.

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