Mit 720 Sitzplätzen und einer 120 m² großen Bühne ist das „Ballhaus zum fidelen Anreischken“ die bedeutendste Spielstätte in Duderstadt für größere Veranstaltungen jeglicher Art. Dabei stand der in die Jahre gekommene Backsteinbau am Schützenplatz eigentlich schon auf der „Abschussliste“. Erst durch umfangreiche Investitionen des neuen Eigentümers, Ottobock-Chef Hans Georg Näder, konnte die ehemalige Eichsfeldhalle aus den 1970-er Jahren unter ihrem neuen Namen in die postpandemische Kultur-Ära starten.
Die Umbenennung in „Ballhaus zum fidelen Anreischken“ soll einerseits eine Anlehnung an Clärchens Ballhaus in Berlin sein, andererseits eine Hommage an die Duderstädter Kultfigur „Anreischke“. Beabsichtigt war, das Interieur im Retro-Charme der 70-er Jahre zu belassen, aber – wo nötig – moderne Standards anzugleichen. Die optische Aufwertung der Außenfassade im warmen Orange- und dunklen Blauton ist nur eine der sichtbaren Veränderungen. „Ein deutlich größerer Aufwand waren die Anpassungen an die aktuellen Brandschutzauflagen. Neu ist auch die gesamte Technik inklusive Beleuchtungstraverse, Lautsprecheranlagen, Hochleistungsbeamer und Großleinwand“, erklärt Susanne Bednorz von der Stadtentwicklungsgesellschaft Duderstadt 2030, über die auch die Buchungen des Ballhauses laufen.
Was von der originalen Einrichtung erhalten werden konnte, wurde aufpoliert. Der Holzfußboden im Zuschauerraum wurde abgeschliffen und neu versiegelt, die Künstlergarderoben wurden renoviert, und momentan wird der Teppichbelag auf den Stufen zu den oberen Sitzreihen erneuert.
Im Foyer prangt die „Checkpoint“-Leuchtreklame, ein Relikt aus der ehemaligen Duderstädter Diskothek, die mit ihrem Namen an die damalige Nähe zur innerdeutschen Grenze und den Grenzübergang Duderstadt-Worbis erinnert. Auch der „Ballhaus“-Schriftzug an der Außenwand mag einigen Eichsfeldern recht vertraut vorkommen. Es handelt sich um die alten weißen Lettern der Eichsfeldhalle, die zur Zweitverwertung lediglich versetzt oder um 90 Grad gedreht wurden. Eigentümer des Ballhauses ist inzwischen die ebenfalls von Hans Georg Näder ins Leben gerufene Zweckgesellschaft Erste Futuring 2030.
Im März 1974 wurde die Eichsfeldhalle als Kultur- und Kongresshalle in Duderstadt eröffnet. Veranstalter und Künstler*innen schätzen seit jeher die gute Akustik des heutigen Ballhauses. Große Kapellen wie das Göttinger Symphonie Orchester, das Bundespolizeiorchester Hannover oder das Lohorchester Sondershausen, Chöre und überregionale Theater- und Show-Ensembles mit deutschlandweit bekannten Akteuren, Rock- und Popstars wie Peter Maffay, Johannes Oerding und Carl Carlson oder Schriftsteller*innen des Göttinger Literaturherbstes gastierten hier. Die Abiturjahrgänge feiern in der Halle ihre Schulentlassungen und die Duderstädter Schützengesellschaft ihren traditionellen Kommers. Nach der Grenzöffnung 1989 wurde hier das Begrüßungsgeld ausgezahlt, und während der Corona-Pandemie wurde im Ballhaus zwischenzeitlich ein Impfzentrum des Landkreises Göttingen eingerichtet. Auch der Stadtrat tagte hier, um die coronabedingten Mindestabstände besser einhalten zu können als im Sitzungssaal des Stadthauses.
Mit dem Aussetzen der Coronabestimmungen kommt auch das kulturelle Leben im Ballhaus wieder in Gang. Nach vierjähriger Pause, erst bedingt durch den Verkauf und die Renovierung der Halle, dann durch die Lockdowns, kehrte zum Jahresbeginn 2023 das Göttinger Symphonie Orchester mit seinem Neujahrskonzert zurück ins Eichsfeld. Es folgten Theateraufführungen und ein Musical, die Duderstädter Jugenddisco fand im März 2023 erstmals im Ballhaus statt sowie das Show-Event „Songs für coole Kids“. Weitere Veranstalter hätten bereits Termine gebucht, bestätigt Susanne Bednorz.
Die Lage – zwar innenstadtnah aber ohne direkte Nachbarschaft am Duderstädter Schützenplatz – bietet einige Vorteile. Weiträumige Parkflächen gibt es gleich vor der Haustür, Busse und Lkws mit aufwendigem Band-Equipment haben gute Lade- und Wendemöglichkeiten, Gastronomie befindet sich in unmittelbarer Nähe und die Anfahrt über den Schützenring oder über die Worbiser Straße aus thüringischer Richtung ist ebenfalls bequem.
„Wir freuen uns auch, mit dem Mingeröder Andre Schwedhelm einen zuverlässigen und flexiblen Catering Service mit ins Ballhaus geholt zu haben“, sagt Karsten Ley, Geschäftsführer der Duderstadt 2030 gGmbH. Den Veranstaltern stehe jedoch frei, ob sie den Service nutzen möchten. Das gleiche gelte für den Technik-Support durch Jannik Nyga, der sich auch mit der Anlage im Ballhaus bestens auskennt.
Ende April wird das Göttinger Symphonieorchester mit der „Nacht der Filmmusik“ erneut im Ballhaus zu Gast sein. Wer die Akustik des Ballhauses live erleben möchte, hat bei dieser Veranstaltung der Theater- und Konzertvereinigung Duderstadt die Gelegenheit dazu.
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Im Artikel genannt
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Ballhaus „Zum fidelen Anreischken“
Eichsfeldhalle Duderstadt
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