Eine szenische Lesung über Flucht und Ankommen
Von und mit: Walaa Albukai, Azzah Saffaf, Asia Anwari, Shanaz Bashiri, Mohannad Schtewi, Issam Mardini, Norea Re (Klavier), Åza Thelandersson-Re (künstlerische Leitung)
„Ich vermisse die Familientreffen im Garten unseres Hauses in Syrien. Wenn ich hier in Deutschland an Walnussbäumen vorbeilaufe, erinnert mich der Geruch an meine Heimat.“ (Walaa Albukai)
Menschen, die flüchten, sind in den Medien sehr präsent, in den meisten Fällen kommen sie dabei jedoch nicht selbst zu Wort. Stattdessen werden sie als homogene Gruppe, die Gefahr bringt, dargestellt. Im Alltag sind sie oft mit Vorurteilen und Stereotypen konfrontiert. In Behörden und Institutionen sehen sie sich Sachbearbeiter*innen gegenüber, die ihr Fremdsein oft nur als Defizit und nicht als Bereicherung wahrnehmen. In der deutschen Mehrheitsgesellschaft fehlt leider allzu oft das Bewusstsein über die vielen individuellen Geschichten und Schicksale der Geflüchteten die so unterschiedlich sein können und doch eines gemeinsam haben: Es sind Menschen, die mit Ideen, Träumen und Hoffnungen nach Deutschland gekommen sind. Viel zu selten wird jedoch nach ebendiesen Ideen und Träumen gefragt und schon gar nicht nach den individuellen Fluchtgründen. Es wird viel über Menschen, die geflüchtet sind, gesprochen, viel zu selten mit ihnen.
In dieser musikalisch begleiteten Lesung, die 2022 unter der Leitung von Åza Thelandersson-Re und mit der freundlichen Unterstützung der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Northeim im Zuge einer Schreib- und Erzählwerkstatt des Café Dialog der Werk-statt-Schule in Northeim entstanden ist, kommen sechs von ihnen selbst zu Wort.
In einer Kollage aus Wort und Musik geben sie Einblicke in ihre bewegenden Fluchtgeschichten, die nicht immer mit dem Ankommen in Deutschland enden. Sie teilen sowohl dramatische Erlebnisse auf dem schweren Weg nach Deutschland als auch die Schwierigkeiten, mit denen sie hier konfrontiert sind, mit dem Publikum. Neben teilweise schmerzhaften Erzählungen über die Ohnmacht gegenüber behördlichen Entscheidungen, diskriminierende Erfahrungen und über die Enttäuschung unerfüllter Träume zeugen die Geschichten von starken Persönlichkeiten, von dem Durchhaltevermögen flüchtender Menschen und ihrer Sehnsucht nach einem Leben in Frieden und Freiheit – und von ihrem Wunsch sich hier in Deutschland heimisch zu fühlen, sich zu integrieren und die Gesellschaft mitzugestalten.
„Ich trage ein Kopftuch und merke die Blicke der Menschen auf mir. Oft wünsche ich mir, dass ich ein Schild auf der Stirn hätte, auf dem steht ‚Ich weiß, ich bin verschleiert, aber ich bin gebildet.“ (Azzah Saffaf)
„Was wir noch sagen wollten…!“ ist jetzt im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Landkreis Northeim am 29.09., dem nationalen Tag des Flüchtlings, zu Besuch in der Tangobrücke.
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