Ein Glücksfall für das Theater und ein Fest für die Schauspieler*innen ist dieses humorvoll melancholische Schauspiel, in dem wir die sechsköpfige Familie Price kennen lernen. Sie wächst einem sogleich ans Herz, denn es geht bei ihnen zu wie in vielen Familien, die lachen und trauern, sich lieben, die sich streiten und versöhnen, aber einander auch viele ihrer Hoffnungen, Pläne und Erkenntnisse verschweigen.
Das Stück des mehrfach ausgezeichneten australischen Autors Andrew Bovell entfaltet sich innerhalb eines Jahres, in welchem je eines der vier erwachsenen Kinder eine Identitätskrise erlebt.
Die jüngste Tochter Rosie kehrt aus Europa zurück, wo ein junger gutaussehender Spanier ihr Herz gebrochen hat. Die ältere Tochter Pip entscheidet sich, ihren Ehemann und die Kinder zu verlassen, um einer beruflichen Chance und auch einer erfüllenderen Beziehung nachzugehen. Der älteste Sohn Mark schockiert seine Eltern, als er erklärt, er plane ein neues Leben als Mia anzufangen. Ben, der jüngste Sohn, enthüllt seinen Eltern, dass er Geld veruntreut hat.
Der Akzent des Stückes liegt dabei nicht so sehr auf diesen vier Krisen, sondern auf den Auswirkungen, die sie für die Eltern Fran und Bob haben. Jede dieser Krisen reibt die Wertvorstellungen der beiden auf und zwingt sie, ihr Leben in Frage zu stellen. Und so ist am Ende des Jahres vieles nicht mehr so, wie es am Anfang war.
Sehr genau von ihm beobachtet, hinterfragt Bovell die Risse in der „Heile-Welt“-Fassade einer Familie. Er zeigt, was Kinder und Eltern trennt und was sie zusammenhält – nie sentimental, sondern mit liebevoller Sachlichkeit, großer Präzision und immer mit einer Prise Humor.
Maria Hartmann wurde für ihre Darstellung der Fran 2020 mit dem Theaterpreis Hamburg-Rolf Mares als herausragende Darstellerin geehrt.
Das Schauspiel „Dinge, die ich sicher weiß“ wurde mit dem 1. INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN 2022 ausgezeichnet.
Foto: Oliver Fantitsch
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