Seit über 25 Jahren präsentiert Bernd Gieseking seinen jährlichen satirischen Rückblick. Der Kabarettist und Buchautor war einer der ersten überhaupt in Deutschland, der diese Form, die Mischung aus Chronik und Kommentar, mit schrägen Sichtweisen und überraschenden Pointen auf die Kabarettbühnen brachte.
Das vergangene Jahr hat sich, weiß Gott, nicht lumpen lassen und uns einen grellbunten Reigen weltpolitisch bedeutsamer Ereignisse verschafft. Leider muss man sagen. Denn das meiste davon bietet sich eher zum Weinen als zum Lachen an. 2022 hat sich schon gleich zu Beginn als zum Fürchten erwiesen, und besser geworden, ach je, ist nichts. Nicht viel. Wie schaurig auch immer, der Altmeister der politisch-satirischen Jahresrückblicke weiß auch diese vergangenen zwölf Monate mit Witz und Verstand zu nehmen. Knurrigem Witz und messerblitzendem Verstand, das versteht sich von selbst. Wie soll man all dem unheimlich Peinlichen und peinlich Unheimlichen denn sonst auch beikommen? Mit ruhiger Hand? Gut, manchmal auch das. Denn manchmal werden die Dinge auch klarer, wenn man nicht direkt auf sie starrt, sondern Abstand nimmt und den Blick ein wenig weiter schweifen lässt, und darauf versteht sich Bernd Gieseking meisterhaft. Bei ihm gerät die Zeitreise nicht zu einem nervenaufreibenden Verfolgen des springenden Punkts, sondern zu einem zügigen Spaziergang von Erinnerungswürdigkeit zu Erinnerungswürdigkeit, aber immer mit Pausen, kostbaren Pausen zum Durchatmen und zum Entdecken der vielen kleinen komischen Funken, die das Leben immer und überall hell machen. Vielleicht auch mal einen Zwischenhalt für ein ernstes Wort mit dem Schöpfer. Der ist für Bernd Gieseking ja praktisch immer telefonisch erreichbar...
Kommentare