Im Mittelalter war das Kloster Walkenried eine der mächtigsten Wirkungsstätten des Zisterzienserordens. Eine architektonische Besonderheit ist der zweischiffige Kreuzgang, der 1290 fertiggestellt wurde. Heute ist das Kloster eine der imposantesten Ruinen in Norddeutschland und gehört seit 2010 zum UNESCO Weltkulturerbe. Der Kreuzgang ist noch erhalten und bietet eine einmalige Kulisse für vielfältige Kulturveranstaltungen. Im angrenzenden Klausurgebäude ist das ZisterzienserMuseum untergebracht.
Die Walkenrieder Kreuzgangkonzerte haben sich weit über den kleinen Ort im Südharz hinaus einen Namen gemacht, und das seit fast 40 Jahren. Geplant und organisiert werden die Veranstaltungen im Auftrag der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz von der Image Concert GmbH. Thomas Krause aus Herzberg ist der künstlerische Leiter, der zufrieden auf die Sommersaison 2022 zurückblickt: „Die Konzerte wurden sehr gut angenommen. Wir erleben eine große Sehnsucht nach Kultur. Gleichzeitig haben wir aber auch Vorsicht gespürt. Das zeigte sich zum Beispiel in den Vorverkaufszahlen. Überdurchschnittlich viele Besucher haben sich erst kurzfristig entschieden und sind an die Abendkasse gekommen.“
„Der zweischiffige Kreuzgang bietet eine perfekte Harmonie zwischen Raum und Klang“
Das Kloster Walkenried punktet schon mit seinem Ambiente. Die Ruinen der Klosterkirche geben eine Ahnung von den einstigen Ausmaßen des gotischen Baus, der nach seiner Fertigstellung Ende des 13. Jahrhunderts als größte Kirche Norddeutschlands galt. Der Kreuzgarten und das Klausurgebäude haben die Jahrhunderte erstaunlich gut überdauert und werden heute als Veranstaltungsorte genutzt. Der ursprüngliche Versammlungssaal der Mönche wurde 1570 im Zuge der Reformation in eine evangelische Kirche umgewandelt und wird bis heute als solche genutzt. Der Kreuzgarten, wo im Sommer die Open-Air-Konzerte stattfinden, ist von den vier Kreuzgängen umgeben, wobei der nördliche zweischiffig angelegt wurde. Die doppelten Kreuzrippengewölbe werden in der Längsachse von gotischen Säulen mit Kapitellen aus Blütenornamenten getragen.
„Die architektonische Besonderheit des zweischiffigen Kreuzgangs bietet eine perfekte Harmonie zwischen Raum und Klang“, schwärmt Thomas Krause. „Der ganze Raum schwingt mit und schafft eine außergewöhnliche Atmosphäre. Für die Besucher ist es besonders schön, dass sie ganz nah an die Bühne und die Künstler herankommen. Es entsteht ein Miteinander, das sowohl die Gäste als auch die Musiker sehr schätzen“, beschreibt der künstlerische Leiter die Vorteile eines solchen „Konzertsaals“, der ursprünglich als Lesegang angelegt wurde. Vor der allabendlichen Komplet konnten sich die Mönche dort niederlassen, um in den frommen Schriften zu lesen. In der Blütezeit des Zisterzienserklosters im 13. Jahrhundert lebten hier bis zu 300 Personen.
Um als Kulturveranstalter in Zeiten der großen Krisen nicht auf leere Stuhlreihen zu blicken, setzt Thomas Krause auf langjährige Erfahrung und bewährte Schwerpunkte: „Die Walkenrieder Kreuzgangkonzerte stehen seit fast 40 Jahren für höchste Qualität. Danach werden die Künstlerinnen und Künstler ausgewählt. Dabei versuchen wir in der Programmplanung möglichst viele verschiedene musikalische Interessen und Vorlieben abzudecken: Es wird keine Saison geben ohne ein sinfonisches Konzert oder ohne ein A-cappella-Ensemble, großer Beliebtheit erfreuen sich die Blechbläser, aber auch Lesungen mit Schauspielerinnen und Schauspielern, oft in Kombination mit Musikern, werden gerne besucht. Darüber hinaus finden sich im Programm immer humoristische Konzerte, sei es vokal oder instrumental.“
Abstriche könnte es dennoch geben. Bisher ist fraglich, ob in der Saison 2022 auch noch ein Winterprogramm wie in den Zeiten vor Corona und Energiekrise finanzierbar ist. „Viele Überlegungen spielen hier mit hinein“, erklärt Thomas Krause, „denn da sind die gestiegenen Heizkosten, die doppelt wirken – für uns im Kreuzgang und für jeden Einzelnen, der nicht weiß, was auf ihn zukommt. Dazu die steigenden Coronazahlen und mögliche Abstandsregelungen bei Veranstaltungen im Winter. Wir werden das voraussichtlich sehr kurzfristig entscheiden, wenn deutlicher wird, wohin der Trend geht“, sagt der Leiter. Mit dem Konzert „Weihnachtslieder im Kreuzgang“ ist zumindest bereits ein Konzert für den 23. Dezember 2022 angesetzt. Wer mehr über das Programm erfahren möchte, findet alle aktuellen Infos auf kulturis und bei walkenrieder-kreuzgangkonzerte.de
Wer sich außerhalb des Kulturprogramms schon einmal an diesem außergewöhnlichen Ort umsehen möchte, hat im ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried im einstigen Klausurgebäude die Gelegenheit, die Klostergeschichte auf vielfältige Weise kennenzulernen. Es werden Führungen (auch Themenführungen für Kinder und Jugendliche) oder Audioguides angeboten, museumspädagogische Programme oder Workshops, es gibt ein gemütliches Klostercafé – bei schönem Wetter mit Außengastronomie – und einen Klosterladen, der auch Literatur und digitale Formate anbietet zu den Themen Mittelalter, Klöster und Harz.
Auf Ihrem Blog Clanys Eichsfeld.Blog hat Autorin Claudia Nachtwey noch mehr über Walkenried geschrieben. Begleitet sie in Ihrem Artikel Ausflug in die Region: Natur, Geschichte und Kultur rund um Walkenried bei ihrer Wanderung um den Itelteich, die sogar ins “Himmelreich” führt und am Kloster Walkenried startet und endet.
Fokus
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Im Artikel genannt
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Walkenrieder Kreuzgangkonzerte
Eine Veranstaltungsreihe der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
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